Warum wir bei überraschenden Ereignissen oft ziemlich antiquierte Begriffe verwenden.
Es gibt unter Journalisten auf Social Media diese Angewohnheit, besonders wichtige Neuigkeiten, die sie gerade verkünden, mit einem Anglizismus einzuleiten: Breaking. Gemeint ist mitnichten, dass irgendwo etwas zu Bruch gegangen oder zersprungen ist. Vielmehr rührt das her von der Bedeutung des englischen Verbs break im Sinne von unterbrechen. Dann nämlich, wenn eine Meldung so wichtig ist, dass man nicht auf die nächste Nachrichtensendung wartet, sondern einfach das laufende Programm unterbricht.
Gern werden aber auch brisante Nachrichten mit deutschen Begriffen angekündigt – oft mit solchen, die kaum mehr jemand im aktiven Wortschatz führt. Da wäre etwa der Paukenschlag im Sinne eines überraschenden Ereignisses. Verwendet dieses Wort abgesehen von Medien und Musikern eigentlich sonst noch jemand? Auch der Knalleffekt, ursprünglich aus der Theatersprache, ist so ein sprachliches Relikt. So wie früher eben Feuerwerke auf der Bühne das Publikum überrascht haben, passiert das heute mit anderen unvorhergesehenen Vorgängen. Gelegentlich ist auch vom Theaterdonner zu lesen, dann nämlich, wenn sich eine große Ankündigung als letztlich ohne große Wirkung erweist. Ursprünglich gab es ihn wirklich, indem etwa bei Aufführungen Steine oder Fäuste auf Blechtafeln schlugen. Auch der Paukenschlag, von dem wir hier schon gehört haben, kam dabei zum Einsatz. Heutzutage wird der Theaterdonner fast ausschließlich als Metapher verwendet – ähnlich wie „nur Schall und Rauch“.
Und wie ist das jetzt mit dem Sturm der Entrüstung? Nun, das Entrüsten kommt wörtlich wohl von daher, dass jemand die Rüstung auszieht – im übertragenen Sinn also aus der Fassung gerät. Den Sturm dazu müssen Sie sich jetzt nur mehr dazudenken. Aber unter uns, sehr oft steckt dahinter auch wieder nur Theaterdonner.
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