Das Verhalten der Türkei gegenüber sei weder fair noch haltbar, kritisiert der türkische Europaminister Egemen Bagis. Auch der deutsche Bundespräsident Christian Wulff fordert faire Verhandlungen.
Nach fünf Jahren Beitrittsverhandlungen mit der EU hat der türkische Europaminister Egemen Bagis seinem Frust über den schleppenden Fortgang Luft gemacht. Die türkische Öffentlichkeit sei zunehmend enttäuscht, erklärte er am Sonntag. "Der Verhandlungsprozess wird auf eine Weise durch politische Intrigen gestört, wie es vorher noch kein Bewerberland erlebt hat", sagte der Chefunterhändler. Das Verhalten der Türkei gegenüber sei weder fair noch haltbar.
Auch der deutsche Bundespräsident Christian Wulff forderte am Sonntag, die Verhandlungen mit der Türkei müssten "fair und ergebnisoffen geführt werden". Die Union, dessen stellvertretender Vorsitzender Wulff bis zu seiner Präsidentenwahl war, lehnt einen EU- Beitritt der Türkei ab und verlangt stattdessen eine "privilegierte Partnerschaft" mit dem Land.
Die Chancen für Türkei, Serbien und Co
Für Wulff zielen die kürzlich in der Türkei beschlossenen Verfassungsänderungen in die richtige Richtung. "Aber manches geht bei weitem nicht weit genug", sagte er in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Die Türkei müsse offen sein für das Christentum, das in dem Land einmal 20 Prozent der Bevölkerung ausgemacht habe. "Die Kirchen haben es dort extrem schwer", sagte der Bundespräsident. Wulff wird im Oktober zu einem Staatsbesuch in der Türkei sein. Die Rolle der Kirchen werde dabei eines der wesentlichen Themen sein, kündigte er an.
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