Bennett stieg vom Bürochef des nunmehrigen Ex-Premiers Netanjahu zu dessen Nachfolger auf. Der 49-Jährige vereint einige Widersprüche in sich.
Fünf Stunden, bevor er zum Ministerpräsidenten aufsteigen sollte, stand Naftali Bennett am Rednerpult im israelischen Parlament und blickte in die Runde. Die Runde tobte. „Schande!“, brüllten Abgeordnete der Regierung, die gerade im Begriff war, abgewählt zu werden. „Lügner“, „schäm dich!“ Bennett, breitschultrig, in dunklem Anzug, ertrug die Schmähungen, ohne eine Miene zu verziehen. Für einige Momente lächelte er. „Die Juden sind ein Volk mit Meinungen, wie wir hier sehen“, sagte er.
Mit demonstrativer Gelassenheit markierte Bennett einen scharfen Kontrast zum bisherigen Amtsinhaber, Benjamin Netanjahu. Doch auch in anderer Hinsicht ist der 49-jährige Bennett ein ungewohnter Regierungschef für Israel. Seine Yamina-Partei gehört mit sechs Abgeordneten zu den kleinsten Kräften der neuen Koalition. Er hat eine erfolgreiche Karriere als Start-up-Gründer hinter sich, die ihn in jungen Jahren zum Millionär machte, und trägt als erster Premierminister in der Geschichte des Landes die Kippa.