Rohstoffe

Konjunktur schiebt Ölpreise an

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Brent und WTI kletterten am Montag auf Mehrjahreshochs.

Der Ölpreis erlebt dieser Tage so etwas wie ein Comeback. Mussten Ölhändler im April 2020 noch dabei zusehen, wie der Preis erstmals in der Geschichte ins Minus drehte, geht es seither ausschließlich bergauf. In den vergangenen zwölf Monaten betrug das Plus bei der Nordseesorte Brent 89 Prozent, seit einem Monat, wie auch seit einer Woche sind die Vorzeichen ebenfalls positiv. Nicht viel anders sieht es bei der US-Sorte WTI aus, die im selben Zeitraum weitaus größere Ausschläge nach oben verbuchte.



Diese Entwicklung führte am Montag nun dazu, dass die Ölpreise neue Mehrjahreshochs erreichten. Ein Barrel (159 Liter) Brent kostete im frühen Handel über 73 Dollar und damit so viel wie seit rund zwei Jahren nicht. Für die US-Sorte West Texas Intermediate waren rund 71 Dollar zu bezahlen, das war zuletzt im Oktober 2018 der Fall. Der Irak als zweitgrößter Produzent des Ölkartells Opec glaubt an einen Preis zwischen 68 und 75 Dollar in der zweiten Jahreshälfte. Die globalen Impffortschritte sowie die damit verbundene Rückkehr des globalen Handels sorgen für mehr Nachfrage und deutlich höhere Preise bei dem für die Wirtschaft so wichtigen Schmiermittel.

IEA: Mehr Öl soll fließen

Erst am vergangenen Freitag hatte die Internationale Energieagentur (IEA) dem Weltölmarkt einen hervorragenden Zustand bescheinigt. Die Organisation rechnet schon in der zweiten Jahreshälfte 2022 damit, dass die Nachfrage nach Rohöl wieder ihr Rekordniveau von 2019 erreichen wird. Damals war sie bei rund 100 Mio. Barrel pro Tag gelegen. Im Zuge der Coronakrise hatte die IEA ihre Nachfrageprognose gekappt und erstmals seit zehn Jahren einen Rückgang des Ölhungers in Aussicht gestellt.

Ein wichtiger Abnehmer der Industrie ist die Luftfahrt, die im Vorjahr kaum vom Boden kam. Doch gerade hier scheint Verbesserung in Sicht. Erstmals seit März 2020 flogen in den USA zuletzt wieder mehr als zwei Millionen Menschen an einem Tag. Doch um den allseits steigenden Bedarf zu decken, muss auch ausreichend Öl den Weg an die Erdoberfläche finden. Weshalb die IEA an das Ölkartell Opec und seine Verbündeten appelliert, die Produktion hochzufahren. Die 23 Staaten, die der Opec+ angehören, begrenzen seit Längerem ihre Förderung, um die Preise zu stabilisieren. In den vergangenen Monaten wurde die Produktion schrittweise ausgeweitet, ab Juli soll erneut mehr Öl fließen. Wie es mit den Mengen in der zweiten Jahreshälfte aussieht, ist aber noch unklar. Dazu ließ sich die Opec Anfang Juni nicht in die Karten schauen. Auch der Anstieg der US-Ölproduktion dürfte noch einige Zeit lang verhalten ausfallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2021)

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