Leitartikel

Allein das Feindbild China wird den Westen nicht zusammenschweißen

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US-Präsident Biden ist für Peking ein gefährlicherer Gegner als Donald Trump. Die Volksrepublik hat es nun sogar auf die Agenda der Nato geschafft.

Der Vergleich mit dem amateurhaften Vorgänger macht sicher: Im Weißen Haus ist ein außenpolitischer Vollprofi am Werk. In seinen ersten fünf Monaten als US-Präsident hat Joe Biden auf internationaler Bühne so ziemlich alles richtig gemacht. Der 78-Jährige zieht klare Linien – konzentriert, konsequent und beeindruckend schnell. Seine Außenpolitik folgt nicht dem Zufallsprinzip, sondern einem Plan. Biden bringt Ordnung in das Chaos, das er geerbt hat. In der zentralen geopolitischen Frage der Gegenwart knüpft der US-Präsident jedoch dort an, wo Donald Trump aufgehört hat: Er schlägt einen konfrontativen Kurs gegenüber der aufstrebenden Weltmacht China ein.

Anders als dem irrlichternden Selbstdarsteller vor ihm ist Biden allerdings bewusst, wie wichtig dabei Verbündete sind. Mit seiner Europa-Tournee, die ihn zuerst nach Cornwall und nun nach Brüssel geführt hat, verfolgt der US-Präsident drei Ziele: Er will das westliche Bündnis festigen, den amerikanischen Führungsanspruch wieder geltend machen und die Alliierten auf eine gemeinsame China-Strategie einschwören. Das ist sowohl bei dem Treffen der G7, der sieben größten westlichen Industriestaaten (USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Kanada), als auch bei dem Nato-Gipfel deutlich geworden. Erstmals in der Geschichte der transatlantischen Verteidigungsallianz liegt ein bedeutender Fokus auf der Volksrepublik.

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