Statistik

40 Prozent der Österreicher setzen auf "Freunderlwirtschaft"

Justitia würde bei dem Ergebnis des Korruptionsbarometers wohl die Augen verdrehen.
Justitia würde bei dem Ergebnis des Korruptionsbarometers wohl die Augen verdrehen. APA/HERBERT PFARRHOFER
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Bestechungsgeld, sexuelle Forderungen: Dem globalen Korruptionsbarometer von Transparency International zufolge gibt es in Österreich mehr Korruption als im EU-Schnitt.

In Österreich gibt es mehr Korruption als im EU-Schnitt. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das Global Corruption Barometer von Transparency International. Demnach haben sowohl mehr Menschen hierzulande für öffentliche Leistungen bestochen als auch Freundschaftsdienste in diesem Sektor angenommen als im EU-Schnitt.

Für das GCB wurden rund 40.600 Personen in 27 EU-Mitgliedsstaaten befragt, davon 903 in Österreich. Fast die Hälfte der befragten EU-Bevölkerung gab an, dass die Regierungen der Mitgliedsstaaten bei der Bekämpfung von Korruption keine gute Arbeit leisteten. Fast ein Drittel geht davon aus, dass die Korruption im eigenen Land zunimmt. Besonders krass scheint die Bewertung der zypriotischen Befragten, wo zwei Drittel einen Anstieg während des vergangenen Jahres wahrgenommen haben wollen. Wie viele Personen in dem kleinen Inselstaat befragt wurden, geht aus der Transparency-Aussendung nicht hervor.

Neun Prozent bezahlten Bestechungsgelder

In Österreich gaben neun Prozent der Befragten an, eine öffentliche Dienstleistung in Anspruch genommen haben und dafür Bestechungsgelder bezahlt zu haben. Damit liegt man über dem EU-Durchschnitt von sieben Prozent. "Freunderlwirtschaft" ist hierzulande ebenfalls kein Fremdwort: 40 Prozent sagten, in den letzten zwölf Monaten persönliche Kontakte genutzt zu haben, um eine öffentliche Dienstleistung zu erhalten. Auch in dieser Kategorie findet sich Österreich deutlich über dem EU-Durchschnitt von 33 Prozent.

Neun Prozent der befragten Personen in Österreich gaben an, entweder selbst mit einer Forderung sexueller Natur für eine Gegenleistung konfrontiert gewesen zu sein oder jemanden zu kennen, dem das widerfahren ist. Auch hier liegt Österreich zwei Prozent über dem EU-Durchschnitt. Dies sollte die Alarmglocken schrillen lassen, meinte Luca Mak, Geschäftsstellenleiter von Transparency in einer Aussendung.

Offenbar haben zumindest die Befragten den Ist-Zustand schon zu einem guten Teil hingenommen. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung war davon überzeugt, Korruption verhindern oder minimieren zu können. Einmal mehr ist der Wert schlechter als im EU-Schnitt, wo sich 67 Prozent zuversichtlich zeigten.

(APA)

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