Vitalina Varela
Film

"Vitalina Varela": Locarno-Gewinner im Caravaggio-Stil

In Pedro Costas „Vitalina Varela“, Gewinner des Locarno-Filmfests 2019, ringt eine resolute Witwe aus Kap Verde in einem Immigrantenviertel Lissabons mit Geistern der Vergangenheit. Am Freitag startet dieses fordernde, aber lohnende und bildgewaltige Meisterwerk auch in heimischen Kinos.

Es ist finster. Stockfinster. Dunkel „von etwas mehr als Nacht“, wie Raymond Chandler schreiben würde. Eine gepflasterte Straße, ringsum kahle Mauern und Grabkreuze, bröckelnde Decken, vergitterte Fenster. Kerkerstimmung. Nur einsame Lichtflecken erhellen die Ruinenlandschaft, durch die wankende Silhouetten staksen – eine gespenstische Prozession. Stumm zerstreuen sich die Geister in ihre Behausungen. Metalltüren gehen scheppernd auf und zu, ein Boden wird gewischt, ein blutiges Laken verräumt. Jemand ist gestorben.

In diese Katakombenwelt steigt eine Frau herab, und zwar vom Himmel hoch, aus dem Flugzeug. Wir sehen sie eingangs die Gangway hinunterschreiten, barfuß über die Aluminiumstufen, festen und sicheren Schritts. Ein Tross örtlicher Bekannter, Putzkräfte in voller Montur, empfängt sie mit einer Hiobsbotschaft: Dein Mann ist tot. Es gibt nichts mehr für dich in Portugal. Geh zurück nach Kap Verde! Doch die Besucherin lässt sich nicht umstimmen. Sie ist auf der Suche nach etwas, ohne zu wissen, wonach. Vielleicht nach Antworten. Oder nach verspäteter Aussöhnung.

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