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Europäische Antworten auf den Übertourismuswahnsinn

Der bevorstehende wilde Rachereisen-Sommer wirft bereits riesige Schatten voraus.
Der bevorstehende wilde Rachereisen-Sommer wirft bereits riesige Schatten voraus.(c) APA/AFP/JOSEP LAGO (JOSEP LAGO)
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Jetzt geht s lo-hos. Nur zu bald! Nicht jede Destination freut die nahende Rückkehr des Massentourismus.

Die Billigairlines machen gerade wieder Kampfpreise. Einem konnte ich nicht widerstehen, dem Wizzair-Flug nach Rom Anfang Juli. Zwei Tage später erfuhr ich, der Flug sei annulliert worden. Ich solle mich auf denkbar komplizierte Art um die Rückforderung kümmern. Selbst schuld, weiß ich eh. Es hatte allerdings einen weiteren, noch billigeren Flug gegeben, Ryanair, den ich aber aufgrund privater Feindschaft gegenüber dieser Linie ignoriert hatte. Als Nächstes ging ich erhobenen Hauptes zum Westbahnhof und erkundigte mich nach Nachtzugfahrten, zweite Klasse. Der Mund blieb mir offen stehen: Die Eisenbahn hin und zurück kostete zwölf Mal so viel wie mein gecancelter Flug. Eh klar, Kerosin wird noch immer nicht besteuert. Kann gut sein, dass Rom in diesem Sommer auf mich verzichten muss.

Rom kann und sollte ja auf möglichst viele verzichten, wird es doch aus allen Nähten platzen. Der bevorstehende wilde Rachereisen-Sommer wirft bereits riesige Schatten voraus. Einige europäische Touristenstädte, die unter Übertourismus leiden, ringen um tourismuspolitische Novellen. Amsterdam will die Besuchermassen aus dem Rotlichtviertel drängen, indem immer mehr Prostituiertenfenster geschlossen werden. Ljubljana bemüht sich, die Stadt attraktiver für Inlandsreisende zu machen und sich als grüne Hauptstadt zu positionieren. Venedig will hingegen unpopulärerweise die Handydaten der Reisenden erfassen. Die flexible Steuer für Tagestouristen bei großem Besucherandrang verteuert sich der Eintritt aliquot wurde aber auf 2022 verschoben.

Über die ewig angekündete Verbannung der Kreuzfahrtschiffe streiten die Venezianer noch immer, und die Airbnb-Einschränkung, mit dem Ziel der Entlastung des Drucks auf lokale Mieten, ist ebenfalls noch nicht durch, eine gegensätzliche Lage zu jener in Wien, Budapest oder Prag, die sich aktiver gegen den Moloch wehren. Barcelona schränkt die Kurzzeitvermietungen am originellsten ein - zahlende Gäste in der eigenen Wohnung sind erlaubt, doch die Mindestaufenthaltsdauer der Gäste beträgt nun 30 Tage. Vielleicht kriegt mich ja Barcelona für 31 Tage.

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