Uefa-Urteil

Arnautović gesperrt: Die Konsequnz eines "Torjubels"

Kollektiver Torjubel nach Tor zum 3-1 von Marko ARNAUTOVIC (AUT,re),David ALABA (AUT) packt ihn an der Gurgel, Jubel,Fre
Kollektiver Torjubel nach Tor zum 3-1 von Marko ARNAUTOVIC (AUT,re),David ALABA (AUT) packt ihn an der Gurgel, Jubel,Freimago images/Sven Simon
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Die Uefa sperrte Marko Arnautović wegen Beleidigung eines Gegenspielers für den Hit gegen die Niederlande. Bondscoach Frank de Boer: „Österreich wird ihn vermissen.“

Mittwochnachmittag hatten die Uefa-Richter ihr Urteil gesprochen. Marko Arnautović wurde für ein Spiel, also jenes gegen die Niederlande (21 Uhr, live ORF 1), gesperrt. Die Disziplinarkommission wertete den provokanten Torjubel des Stürmers im Spiel gegen Nordmazedonien als Beleidigung eines Gegenspielers, für ein solches Vergehen wurde der 32-Jährige mit der Mindeststrafe belegt.

Der ÖFB verzichtete auf einen Einspruch, ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer erklärte: „Wir haben unsere Argumente vorgebracht, wir werden die Entscheidung akzeptieren.“ Arnautović steht der Mannschaft also erst wieder im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine zur Verfügung.

Hitzköpfe unter sich

Was für Beobachter im Bukarester Stadion zunächst noch als höchst emotionaler Jubel abgetan werden konnte, entwickelte sich in den vergangenen Tagen doch noch zu einer Causa mit Folgen. Den Stein ins Rollen gebracht hatte der nordmazedonische Verband, der die Uefa zur „härtesten Strafe“ für Arnautović nach dessen „nationalistischen Ausbruch“ aufforderte.

ÖFB-Präsident Leo Windnter zeigte sich von der Anzeige „überrascht“. Geste und Worte in Richtung Ezgjan Alioski, der der albanischen Minderheit Nordmazedoniens angehört, wurden Arnautović letztlich aber nicht als Rassismus ausgelegt. Für diesen Tatbestand liegt die Mindeststrafe bei einer Sperre von zehn Spielen, die EM wäre für den Stürmer damit vorzeitig beendet gewesen.

Alioski, der während des Spiels von den Tribünen betrachtet selbst als Heißsporn aufgefallen war und sich noch vor der Einwechslung von Arnautović etwa Wortgefechte mit Marcel Sabitzer oder Konrad Laimer geliefert hatte, ergriff später Partei für Österreichs Star: „Arnautović und ich haben nach dem Spiel gesprochen und die Situation geklärt. Er hat sich entschuldigt. Er ist in den Umkleideraum gekommen und hat mir die Hand gereicht. Das war wirklich fair von ihm.“

Ob diese Schilderungen Arnautović Strafausmaß milderte, ist nicht bekannt. Der Übeltäter sagte: „Es hat bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten gegeben, aber auch Provokationen sind keine Rechtfertigung für mein Verhalten.  Ich habe mein Fehlverhalten beim Torjubel aus eigener Initiative, noch bevor ein Verfahren eingeleitet wurde, öffentlich eingestanden und mich dafür entschuldigt.“

Der China-Legionär, dessen Ausbruch und Sperre ihm weltweit negative Presse einbrachte, stellt seinem eigenen Integrationsprojekt nun zusätzlich 25.000 Euro zur Verfügung. „Damit mein schlechtes Verhalten auch eine gute Konsequenz für mehr Zusammenhalt hat“, so der Wiener mit serbischen Wurzeln.

Das geringere Übel

Abgesehen von den persönlichen Konsequenzen für Arnautović ist die Sperre des Angreifers ein herber Rückschlag für das ÖFB-Team im Kampf um Punkte gegen die Niederlande. Teamchef Foda fehlt nun seine gefährlichste Waffe im Angriff, er ist um eine Option ärmer. Das wissen auch die Niederlande. Bondscoach Frank de Boer erklärte am Mittwoch auf der Abschlusspressekonferenz: „Es ist schade für Österreich, er ist ein sehr guter Spieler. Österreich wird ihn vermissen. Für uns ist das natürlich ein Vorteil, klar.“

Das Fehlen von Arnautović im Spiel gegen den Gruppenfavorit ist jedoch noch eher zu verschmerzen als etwa vier Tage später gegen die Ukraine. Im Duell mit Memphis Depay und Co. dürften die Österreicher weitaus weniger Ballbesitz haben. Es wird also verstärkt auf das Spiel gegen den Ball ankommen, die Rückwärtsbewegung wird noch wichtiger sein: Das sind ohnehin nicht Arnautovićs Stärken

("Die Presse", Printausgabe 17.06.2021)

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