Kapitalmarkt

Der Andrang an den Börsen hat ein Rekordausmaß erreicht

Börse in Frankfurt.
Börse in Frankfurt.
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In Frankfurt legte am Mittwoch ein Online-Modehändler einen erfolgreichen Börsengang (IPO) hin. Es war einer von vielen dieses Jahr. Weltweit brummen die IPOs. In den USA mit einem neuen Rekord.

Diesmal also zur Abwechslung wieder einmal ein Online-Modehändler. Am heutigen Mittwoch gab das deutsche Unternehmen About You sein Börsendebüt (IPO) in Frankfurt. Und es traf sichtlich den Nerv der Zeit. Mit 25,60 Euro gingen die Aktien der Tochter des Versandhauses Otto in den Handel – und kletterten zwischenzeitlich auf 26,80 Euro. Der Ausgabepreis hatte 23,00 Euro betragen.


About You, das in 23 Ländern aktiv ist, wurde zum Zuteilungspreis mit rund 3,9 Milliarden Euro bewertet. Der große Berliner Konkurrent Zalando, der 2014 sein Börsendebüt feierte, kommt aktuell auf etwa 24 Milliarden Euro.

IPOs am laufenden Band


So wie About You gehen derzeit viele Firmen an die Börse, um sich angesichts des boomenden Marktes Geld zu verschaffen. Allein schon in Frankfurt herrscht Hochkonjunktur. Heuer haben schon der Linux-Softwareanbieter Suse, der Funkmasten-Betreiber Vantage Towers und der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 Milliarden bei Anlegern eingesammelt. Noch im Juni wollen der Online-Fahrradhändler Bike24 und Cherry – ein Hersteller von Computer-Mäusen, Schaltern und Tastaturen – folgen. Erst am Montag machte der Online-Optiker Mister Spex seine Pläne publik. In den Startlöchern soll auch der Frühstücksflocken-Anbieter MyMuesli stehen.


Aber nicht nur in Europas größter Volkswirtschaft brummt das IPO-Geschäft. In den USA hat das heurige Volumen von Börsengängen jenes des bisherigen Rekordjahres 2020 sogar schon übertroffen. Bis jetzt seien 171 Mrd. Dollar (141 Mrd. Euro) bei IPOs eingespielt worden – nach 168 Milliarden im gesamten Vorjahr, wie aus Daten des Finanzinformationsdienstleisters Dealogic hervorgeht.


Im weiteren Verlauf 2021 werden in den USA zudem etwa IPOs des chinesischen Fahrdienstanbieters Didi Chuxing Technology, der Handels-App Robinhood Markets und des Elektroautobauers Rivian Automative erwartet.

Viele „Blankoscheck-Firmen“


Experten zufolge dürfte sich der Trend auch 2022 fortsetzen.
Ein wichtiger Treiber des Trends sind Börsengänge über Special Purpose Acquisition Companies (SPAC). Bereits im Mai hatte der Datenanbieter Refinitiv von einem Rekord von 100 Mrd. Dollar berichtet, die auf diese Weise von Investoren eingesammelt worden seien. SPAC werden meist von bekannten Managern oder Investoren aufgelegt und an die Börse gebracht. Ihr Ziel ist, ein operativ tätiges Unternehmen zu übernehmen und diesem so zu einer Börsennotiz zu verhelfen. Da die Zeichner von SPAC-Anteilen zunächst aber nicht wissen, wer das Übernahmeziel sein wird, werden SPAC auch „Blankoscheck-Firmen“ genannt.


Der IPO-Boom findet übrigens auch in Asien statt. Jüngstes Beispiel: Die vor allem für das Videospiel PUBG bekannte südkoreanische Firma Krafton will mit ihrem geplanten Börsengang im Juli bis zu 5,6 Bio. Won (4,122 Mrd. Euro) einnehmen. Bei einem Preis am oberen Ende der Spanne wäre das der größte Börsengang Südkoreas.

Auch Flopps sind möglich

Im übrigen glücken bei Weitem nicht alle IPOs. Der Börsengang des britischen Online-Möbelhändlers Made.com etwa am gestrigen Mittwoch ist gefloppt. Die Aktien starteten sieben Prozent im Minus – das obwohl der Ausgabepreis am unteren Ende der Preisspanne angesetzt worden war. Beim hochgelobten Börsengang des britischen Essenslieferdienstes Deliveroo Anfang April brachen die Aktien am ersten Handelstag um fast ein Drittel ein. Analysten fürchteten bereits damals, dass Anleger wegen einer Flut an IPOs immer vorsichtiger werden.

(Apa/Reuters/est)

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