Studie

Einkauf vor großem Umbruch

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Das Beschaffungsmanagement in Unternehmen hat in der Coronakrise an strategischer Bedeutung gewonnen.

Ein Jahr Coronakrise hat die Lieferketten weltweit ins Wanken gebracht. Das blieb nicht ohne Auswirkungen auf das Beschaffungsmanagement. Laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Deloitte, für die mehr als 400 Chief Procurement Officer (CPO) aus 40 Ländern befragt wurden, haben sich dadurch nicht nur Prioritäten geändert, sondern auch Risken verschärft.

Bislang hatte die Reduktion der Kosten den höchsten Stellenwert, nun steht vor allem die Effizienzsteigerung im operativen Geschäft an erster Stelle. Auch die digitale Transformation und das Thema soziale Verantwortung haben im Vergleich zu 2019 deutlich an Bedeutung gewonnen. „Die Beschaffungsmanager spielen dabei eine immer wichtigere Rolle. Gerade wenn es darum geht, die neu entstandenen Risken richtig einzuschätzen und beispielsweise durch verstärkte Digitalisierung strategisch darauf zu reagieren, ist die Expertise der CPO besonders gefragt“, erklärt Alexander Kainer, Partner bei Deloitte Österreich. Auch bei Fragen der sozialen Verantwortung entlang der Lieferkette nimmt der Einkauf eine wichtige Rolle ein, ergänzt er: „Sowohl Gesetzgeber als auch Kunden fordern von Unternehmen, dass sie ihre komplette Lieferantenbasis auf Nachhaltigkeit und Compliance überprüfen. Darunter fallen Aspekte wie das Sourcing von nachhaltigen und recycelbaren Materialien oder das Schaffen einer CO2-neutralen Lieferkette.“

Agil durch neue Technologien

Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass das Risikopotenzial im letzten Jahr spürbar zugenommen hat. So wurde etwa die Versorgungssicherheit in den Unternehmen stark in Mitleidenschaft gezogen: Bei 56 Prozent sind wichtige Zulieferer in Konkurs gegangen oder können krisenbedingt nur sehr eingeschränkt liefern. 32 Prozent der CPOs verzeichnen Umsatzeinbußen aufgrund von Lieferengpässen. Vor diesem Hintergrund werde ein möglichst agiles Beschaffungsmanagement immer wichtiger, betonten die Studienautoren. So nutzen leistungsstarke Beschaffungsorganisationen laut Studie etwa doppelt so häufig hybride Managed-Service-Support-Modelle, um auf Know-how zuzugreifen, das intern nicht verfügbar ist. Auch RPA-Lösungen (Robotic Process Automation) sind hier zehnmal häufiger vollständig implementiert, künstliche Intelligenz kommt sogar rund achtzehnmal häufiger zum Einsatz. (ebe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2021)

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