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HOS-Technik nutzt zusätzliche Standbeine

(C) HOS, BernhardWieland
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HOS-Technik produziert Spezialpolymere, die u. a. in der Verbundwerkstoffindustrie Verwendung finden. Auch in krisensicheren Branchen kommen verstärkt Produkte zum Einsatz.

Als Heinz Schwarzl das Unternehmen HOS-Technik 1988 gründete, stand noch die Idee im Vordergrund, Industrieanlagen für die chemische Industrie zu planen und zu vertreiben. Mittlerweile hat sich aus dem Unternehmen aus St. Stefan im Lavanttal ein Spezialist für die Produktion und den Vertrieb von Spezialpolymeren entwickelt. Das Kärntner Unternehmen exportiert weltweit.

Die Coronapandemie hatte Auswirkungen auf Flugzeug- und Automobilindustrie. Das spürte auch HOS-Technik insofern, als es in diesen Branchen in der ersten Jahreshälfte 2020 weniger Aufträge gab. „Wenngleich wir eine Entspannung auf dem US Markt wahrnehmen“, sagt der Geschäftsführer.Erst kürzlich erhielt HOS-Technik aus den USA eine Anfrage zum Einsatz ihrer Polymere bei sogenannten Tooling-Anwendungen. Schwarzl erklärt, was darunter zu verstehen ist. „Nicht etwa Strukturbauteile wie Tragflächen oder Triebwerkshüllen werden damit hergestellt, sondern Formen, in denen diese tragenden Teile im Flugzeugbereich ,gebacken' werden. Vereinfacht ausgedrückt: Harz und Gewebe kommen in eine Gussform, die dann geschlossen und unter Hitze ausgehärtet wird. Diese Form bildet dann das sogenannte ,Tooling'.“

Die Automobilindustrie fährt laut Schwarzl bereits seit Herbst 2020 wieder auf Hochtouren. „Hier könnten wir nicht behaupten, einen Einbruch erlebt zu haben. Im Gegenteil: Dieses Segment nimmt richtig Fahrt auf.“ Die Coronakrise habe man gut weggesteckt, abgesehen davon, dass der Chef persönlich an dem Virus erkrankte. „Aber das hatte zum Glück keine Auswirkungen auf das Unternehmen.“

Zum Problem werden eher die steigenden Rohstoffpreise. „An große Kunden kann man die Preise schwer weitergeben. Wir hoffen, dass sich die Rohstoffsituation im Laufe des Jahres wieder beruhigt und der Aufschwung in der Industrie weiterhin hoch bleibt.“

Heuer konnte HOS-Technik bereits einen besonders erwähnenswerten Lohnfertigungsauftrag an Land ziehen. Für ein britisch-schwedisches Unternehmen entwickelt das Kärntner Unternehmen ein Harzsystem für Rotorblätter für Großwindanlagen. Schwarzl ist überzeugt vom Beginn einer längerfristigen Zusammenarbeit.

Einen großen Schwerpunkt legt HOS-Technik in den kommenden Jahren auf den Pharmabereich. „In dieser Branche sind wir noch relativ unerfahren. Der Einstieg gelingt nicht von heute auf morgen. Daher haben wir einen Mehrstufenplan ausgearbeitet.“

Pharmaeinstieg

Aktuell habe man mehrere hochkarätige Konsulenten an der Hand, mit denen man zusammenarbeite, und versuche, mit interessanten Projekten einen Fuß in die Tür zu bekommen. „Bei einem Projekt sieht es bereits vielversprechend aus. Weitere Ideen sind willkommen.“ In drei bis fünf Jahren könnte man realistischerweise mit der Pharmaproduktion starten – vorerst in der Lohnfertigung. Schwarzl könnte sich vorstellen, dass es in rund zehn Jahren gelingt, eigene Produkte herzustellen. Dann bräuchte man auf jeden Fall auch ein eigenes Gebäude rein für die Sparte Pharma und neue Anlagen, die den strengen Auflagen entsprechen. In der Lohnfertigung könne man in einem ersten Schritt mit den bestehenden Anlagen produzieren. Lohnfertigung verfolgt oft das Ziel, am Beginn einer Großserie Produkte zu bemustern und sie später selbst zu produzieren.

Auch in der Kosmetikbranche steht das Verfahrensknow-how von HOS-Technik nach wie vor hoch im Kurs. „Wir verfügen über sehr gute Polymerchemiker, die man anderswo vergeblich sucht, sagt Schwarzl. „Zudem besitzen wir ein sehr modernes Labor, in dem Verfahrensentwicklung durchgeführt wird und in dem wir zum Beispiel auch für Kunden völlig neue Verfahren entwickeln können. Nichtsdestotrotz klagt der Geschäftsführer über das ständige Problem des Fachkräftemangels. „Wir suchen europaweit nach Spezialisten.“

Die technische Leitung obliegt Hojat Karimi, einem weltweit anerkannten Polymerespezialisten, der allerdings bald ins Pensionsalter kommt. Apropos Ruhestand: Auch Heinz Schwarzl wird bald ruhiger treten. Sohn Florian Schwarzl ist bereits seit rund zehn Jahren im Betrieb. „Das Unternehmen ist bei ihm in guten Händen.“ Der jüngere Sohn Mathias ist als Unternehmensberater selbstständig, wird aber gelegentlich als externe Kraft in HOS-Technik-Projekten eingespannt. (CS)

INFORMATION

Spezialpolymere. Die HOS-Technik Vertriebs- und Produktions-GmbH wurde 1998 von Heinz Schwarzl gegründet und beschäftigt gegenwärtig 24 Mitarbeiter. Das Unternehmen produziert Spezialpolymerprodukte für die unterschiedlichsten Branchen, darunter die Automobil-, die Flugzeug- und die Verbundwerkstoffindustrie sowie die Kosmetik- und Pharmabranche. 2019 lag der Gesamtumsatz bei rund 8,15 Millionen Euro. Der Umsatz ist heuer bis Mai im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gewachsen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2021)

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