Gastkommentar

Wer die richtigen Lehren aus der Coronakrise zieht, geht deutlich gestärkt in die Zukunft

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Die Folgen der Coronakrise werden viele Unternehmen noch länger beschäftigen. Vor allem bei der Unternehmensfinanzierung gibt es oftmals akuten Handlungsbedarf.

Je nachdem, wie stark das Geschäftsmodell durch die Pandemie betroffen ist, kann entweder das Rückführen von Schulden oder aber die Notwendigkeit neuer Investitionen bestimmendes Thema im Unternehmen sein. In beiden Fällen sind die Banken wichtige Partner für die Firmen.

Die Coronakrise hat nämlich eines deutlich gemacht: Eine leistungsstarke Finanzbranche ist für Politik und Wirtschaft wichtig. Die Politik brauchte die Banken, um Teile der Staatshilfen effizient zu verteilen, und die Wirtschaft hatte mit den Geldhäusern Partner an ihrer Seite, die auch in der Krise verlässlich den Zugang zu Kapital garantierten.

Und die Rolle der Banken bleibt zentral. Zur endgültigen Überwindung der Folgen der Coronakrise gibt es auch aufgrund der langen Lockdowns weiterhin einen immensen Investitionsbedarf in Österreich. Neben den klassischen Bankkrediten bietet der Kapitalmarkt dafür eine ganze Bandbreite moderner Instrumente, die auf den jeweiligen Bedarf des Unternehmens hin ausgewählt und zugeschnitten werden können.

Dazu gehören beispielsweise Unternehmensanleihen und syndizierte Kredite, auch Konsortialkredite genannt. Innovative und bei Bedarf auch maßgeschneiderte Finanzierungsformen sind nicht nur etwas für Großkonzerne, auch der Mittelstand kann davon profitieren. Insbesondere der Einsatz von strukturierten Finanzierungen ist in vielen Fällen zu empfehlen. Für eine flexible Anpassung an die operativen Gegebenheiten sprechen bilanzorientierte oder Cashflow-basierte Lösungen bei Transaktionen, die zu einer nachhaltigen Veränderung der Bilanzstruktur führen können.

Weitere flexible Finanzierungsformen können z. B. Borrowing-Base-Finanzierungen sein. Der atmende Betriebsmittelkredit mit Umlaufvermögen als Beleihungsgrundlage (Borrowing-Base) passt sich dem jeweiligen Liquiditätsbedarf eines Betriebes an und bringt besonders saisonalen Geschäftsmodellen oder Firmen in Wachstumsphasen hohe Freiheitsgrade. Als Sicherheiten dienen Rohstoff- und Warenbestände sowie Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Ein Patentrezept für den Restart nach der Pandemie gibt es nicht. Es ist immer Kreativität gefragt, insbesondere mit Blick auf mögliche individuelle Spannungen zwischen Eigen- und Fremdkapitalseite. Daher ist zu erwarten, dass fortan die Eigenkapitalseite zunehmend in den Fokus rückt. Für viele zukunftsfähige Unternehmen wird eine strategische Weiterentwicklung nur mit entsprechender Stärkung der Kapitalbasis möglich sein.

Die Covid-19-Pandemie hat wirtschaftliche und soziale Auswirkungen für die gesamte Gesellschaft. Unter anderem hat die Pandemie auch die Bedeutung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG) noch deutlicher gemacht. Der zunehmend wachsende gesellschaftliche Druck und ein immer strenges Regelwerk führten schon vor Corona dazu, dass viele Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Entscheidungen berücksichtigten. Auch in der Krise setzte sich diese Entwicklung fort: Der Markt für nachhaltige Finanzierungen ist gewachsen. Banken stehen den Unternehmen hier mit einem starken und innovativen Angebot zur Seite.

Abschließend ist festzustellen, dass die Leistungsfähigkeit, die Innovationsfähigkeit und die digitale Transformation der Unternehmen wichtige Voraussetzungen sind, um nach der Covid-Krise gestärkt in die Zukunft zu gehen. Ich bin überzeugt, dass viele heimische Firmen diese Transformation weiterhin erfolgreich umsetzen und gut aus der Krise kommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2021)

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