Inklusion

MyAbility zeigt, wie Inklusion funktioniert

Das Wiener Unternehmen MyAbility berät und unterstützt bei der Integration von Menschen mit Behinderung in die Arbeitsprozesse und erklärt, warum gemischte Teams besser funktionieren.

Das Wiener Unternehmen MyAbility Social Enterprise GmbH hat den bundesweiten ALC-Sonderpreis für herausragende unternehmerische Leistungen bei der Integration von Menschen mit Behinderung ins Berufsleben gewonnen. Entschieden von einer hochkarätigen Fachjury – mit folgender Begründung:

„Das Unternehmen lebt glaubwürdig, nachhaltig und vorbildhaft inklusive Beschäftigung und berät namhafte Unternehmen im gesamten deutschsprachigen Raum in Sachen Inklusion und Barrierefreiheit. Geboten werden hoch qualifizierte Beschäftigungsverhältnisse für Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen. Daneben wurde eine erfolgreiche Jobplattform für Menschen mit Behinderung etabliert.“

MyAbility ist ein noch junges Unternehmen, das in seinem Wirken und Schaffensdrang von Anfang an eine klare Mission verfolgt: MyAbility hilft Unternehmen, Chancen-gerechter und inklusiver zu werden – „wobei am Ende des Tages das Unternehmen profitieren soll“, betont Managing Partner Wolfgang Kowatsch, der zusammen mit Gregor Demblin MyAbility gegründet hat. Demblin, der nach einem Unfall seit seinem 18. Lebensjahr im Rollstuhl sitzt, ist nicht operativ tätig. „Er ist unser Visionär“, sagt Kowatsch.

Die beiden haben 2009 eine Online-Jobplattform für Menschen mit Behinderung gegründet. Daraus ist fünf Jahre später MyAbility geworden. „Mit der Jobplattform wollen wir nicht Stellen schaffen für Menschen mit Behinderung, sondern Menschen mit Behinderung besser in Stellen bringen“, sagt Kowatsch. Er betont auch gleich einen oft bemerkbaren Vorteil, wenn man Arbeitsplätze mit Menschen mit Behinderung besetzt: „Diverse Teams haben weniger Fehlzeiten.“ MyAbility ist beispielhaft divers. Von den 30 Beschäftigten weisen 50 Prozent eine Behinderung auf.

Wie sich das gemischte Team positiv auswirkt, erklärt Julia Moser, Chief Culture Officer: „Unsere Team-Meetings laufen viel strukturierter und effizienter ab, seit wir Kollegen mit Höreinschränkung im Team haben.“ Denn nun gibt es bereits im Vorfeld eine klar strukturierte Agenda, während der Meetings wird nicht durcheinandergeredet und es gibt ein live erstelltes Schriftprotokoll, das alle mitlesen können. „Für uns als Team erhöht dies die Produktivität und Motivation.“

Plattform und Beratung

Die Jobplattform läuft gut: „Wir haben im Monat auf der österreichischen Plattform 10.000 Jobsuchende und gleichzeitig 500 Jobs ausgeschrieben.“ Das seien keinen speziellen Jobangebote ausdrücklich für Menschen mit Behinderung, „weil wir mit der Plattform keine Sonderjobs schaffen wollen, sondern einen Talentepool anzapfen, der vernachlässigt wird“.

Die Wurzel des Unternehmens ist die Jobplattform, aber MyAbility ist heute viel breiter aufgestellt. „Wir beraten Unternehmen zu den Themen Behinderungen und Barrierefreiheit“, sagt Moser, „und dies können wir am besten in inklusiven Teams.“ Man überzeuge sowohl durch fachliches Know-how als auch durch die persönliche Sichtweisen. „Messbar für uns sind Kundenzufriedenheit und Folgeaufträge, die uns auf unserem Weg bestätigen“, sagt Moser. MyAbility schaffe es etwa, dass 50 Prozent der Projekte Folgeprojekte oder Kooperationen sind.

Zusammengearbeitet werde aktiv mit 200 Unternehmen. Das Beratungsfeld macht 85 Prozent des MyAbility-Geschäfts aus. Neben Beratung geht es vor allem um Schulungen und Talentprogramme, die man mit den Unternehmen umsetzt.

Geholfen werde unabhängig von der Betriebsgröße. Aber der Einsatz bei mittleren und großen Unternehmen sei häufiger. Interessant werde es ab 250 Mitarbeitern, meint Kowatsch. Ein Unternehmen dieser Größe muss nach dem Behindertengleichstellungsgesetz zehn begünstigte Personen mit Behinderung einstellen. Aber man könne sich über eine zu leistende Ausgleichszahlung „freikaufen“. Was viele tun. Denn nur 22 Prozent der einstellungspflichtigen Unternehmen (ab 25 Beschäftigten) erfüllen die Quote laut Kowatsch voll. Zwar habe die Mehrheit der Unternehmen Menschen mit Behinderungen in ihren Reihen, „aber nicht so viele, um sich die Ausgleichstaxe zu sparen“.

MyAbility sieht sich ein bisschen als Pionier: „Bei uns sind Bewerber mit Behinderung ausdrücklich erwünscht“, sagt Julia Moser. „Für die Besetzung einer Stelle entscheidend sind aber fachliche und persönliche Qualifikation.“

INFORMATION

MyAbility ist ein Social Enterprise, das bedeutet, es ist wirtschaftlich orientiert, aber sozialen Aspekten verschrieben. Das Unternehmen wurde 2014 in Wien gegründet und hilft anderen Unternehmen, chancengerechter und inklusiver zu werden – und lebt dieses Miteinander auch vor. MyAbility hat 28 Beschäftigte. Rund 40 Prozent weisen eine Behinderung auf. Neben dem Betreiben einer großen Onlinejobplattform werden Unternehmen zu den Themen Behinderung und Barrierefreiheit beraten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.