Zehntausende Menschen in Österreich könnten an Long Covid erkrankt sein, ohne es zu wissen. Wer verdächtige Beschwerden hat, sollte sich auf Antikörper testen lassen. Welche dafür infrage kommen, erklärt Neurologe Michael Stingl.
626.000 Menschen sind in Österreich bisher an Covid-19 erkrankt und wieder genesen. Auf Basis bisheriger Dunkelziffer-Studien und flächendeckender Antikörpertests in Orten wie etwa Ischgl rechnen aber Epidemiologen mit einer doppelt, vielleicht sogar dreimal so hohen Zahl an Genesenen. Bekanntlich verläuft die Mehrheit der Infektionen asymptomatisch oder die Beschwerden sind so schwach und diffus, dass sie nicht mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden.
Nach aktuellen Schätzungen, wonach rund zehn Prozent aller Infizierten bzw. Erkrankten von Langzeitfolgen betroffen sind und Symptome von Long Covid zeigen, ist von mehreren Zehntausend Personen auszugehen, die sich unbemerkt infiziert haben und nun an Long Covid leiden, ohne es zu wissen. Personen wie der grüne Nationalratsabgeordnete Michel Reimon, der seine Erkrankung Ende Mai auf Twitter öffentlich machte. Er dürfte sich irgendwann im vergangenen Herbst angesteckt haben und hatte seither typische Symptome, die seinen Alltag stark belasteten, die er aber zu verdrängen versuchte. Nach zwei epileptischen Anfällen ließ er sich im April auf Anraten einer Psychologin auf Antikörper testen. Das Ergebnis war positiv.