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Impfstoff floppt, Curevac-Aktie fällt

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FILES-GERMANY-HEALTH-VIRUS-VACCINE-CUREVACAPA/AFP/THOMAS KIENZLE
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Der Covid-Impfstoff des Tübinger Unternehmens zeigt eine Wirksamkeit von nur 47 Prozent. Das zeigt einmal mehr, dass Investitionen in Impfstoffe nicht zwingend erfolgreich sind.

Aktionäre der Impfstoffhersteller Biontech und Moderna können sich über eine Vervielfachung ihres Kapitals seit einem Jahr freuen. Es hätte auch anders kommen können, wie das Beispiel des Tübinger Konkurrenten Curevac zeigt, dessen Aktienkurs am Donnerstag vorbörslich (die Aktie notiert in den USA) um zeitweise mehr als 50 Prozent in die Tiefe rasselte.
Zwischendurch war eine Curevac-Aktie um knapp 37 Dollar zu haben und damit so billig wie nie seit dem Börsengang. Lediglich jene Aktionäre, die das Papier vor dem Börsengang im Sommer des Vorjahres gezeichnet hatten, waren stets deutlich im Plus.

Kritik an deutschem Staat

Grund für den heftigen Absturz: Der Covid-19-Impfstoff von Curevac ist nach vorläufigen Daten in der entscheidenden Zulassungsstudie gefloppt. Die Wirksamkeit lag demnach nur bei 47 Prozent. „Wir hatten auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft, haben aber gesehen, dass es bei dieser beispiellosen Bandbreite an Varianten eine Herausforderung darstellt, eine hohe Wirksamkeit zu erzielen“, erklärte Vorstandschef Franz-Werner Haas.
Curevac wolle die Studie bis zu ihrer finalen Auswertung mit weiteren Coronafällen fortsetzen, wobei sich die endgültige Wirksamkeit noch verändern könnte.
Die Aussichten für eine Zulassung des Impfstoffs sind schlecht: Die Weltgesundheitsorganisation erwartet eine Wirksamkeit von mindestens 70 Prozent, die US-Arzneimittelbehörde hatte im vergangenen Jahr einen Mindestwert von 50 Prozent festgelegt.
Curevac hatte geplant, nach den Daten „schnellstmöglichst“ eine Zulassung bei der europäischen Arzneimittelbehörde zu beantragen. Die EU hatte sich von dem Impfstoff bis zu 405 Millionen Dosen gesichert.
Größter Curevac-Aktionär ist der SAP-Gründer Dietmar Hopp mit fast 47 Prozent. Der deutsche Bund hält über die Förderbank rund 16 Prozent an dem Unternehmen. Und sieht sich nun heftiger Kritik ausgesetzt: „Der Fall Curevac zeigt wieder einmal, dass Politiker keineswegs die besseren Investoren sind“, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der Österreicher Gabriel Felbermayr, zur Nachrichtenagentur Reuters.
„Der Staat ist ohne Not in das Unternehmen eingestiegen, das ja im vergangenen Frühjahr auch genügend private Investoren gefunden hatte. Auch diese verlieren jetzt Geld, aber es ist ihr eigenes, nicht das der Steuerzahler.“
Der Impfstoff von Curevac basiert wie auch die von Biontech-Pfizer und Moderna auf Boten-RNA (mRNA), die den menschlichen Zellen die Information zur Bekämpfung von Krankheitserregern vermitteln soll.
Die Konkurrenten hatten mit ihren Vakzinen eine hohe Messlatte gelegt: Sie zeigten in den entscheidenden Studien eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent. Diese Studien fanden allerdings vor dem Auftreten neuer Virusvarianten statt, die inzwischen die meisten Infektionen ausmachen. Allerdings haben aktuelle Untersuchungen gezeigt, dass diese Impfstoffe auch gegen die vorherrschenden Varianten hochwirksam sind.

Wacker und Bayer fallen auch

Auch die Aktien von Wacker Chemie und Bayer und Glaxosmithkline gerieten in den Abwärtssog. Die Produktion des Curevac-Impfstoffes am Biontech-Standort von Wacker Chemie in Amsterdam sollte ursprünglich im ersten Halbjahr starten.
Auch Bayer wollte noch in diesem Jahr erste Dosen des Vakzins aus seinem Werk in Wuppertal ausliefern.

(Reuters/b.l.)

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