Glosse

Pickerl kommt, Hausaufgaben fehlen noch

Warum das Parken in Wien Dauerthema bleiben wird.

Trommeln gehört zum (politischen) Geschäft. Rot-Pink spricht in Wien ganz ohne Augenzwinkern über sich selbst nur noch als „Fortschrittskoalition“. Soll sein, ist schon o. k. (wenngleich zum Schmunzeln). Wenn die Tatsache, dass in der „Klimamusterstadt“ Wien zuletzt – coronabedingt – mehr Leute als früher zu Fuß gegangen sind, zum Beweis für die Mobilitätswende umgedeutet wird, fällt das ebenso unter PR.

Und bekanntlich zählt es zum Dankbarsten, das die Politik zu bieten hat, einen „großen Wurf“ zu verkünden. Verkehrs-, Pardon, Mobilitätsstadträtin Ulrike Sima gab bekannt, dass Wien ab 1. März überall das Parkpickerl bekommt – „flächendeckend“. Gewerbe- und Waldflächen in den Randbezirken durchbrechen zwar die Flächendeckung. Aber: Wo niemand wohnt, muss wirklich nicht jeder Meter bewirtschaftet werden.

Endlich Schluss mit dem Fleckerlteppich! Und der Auto-Verdrängung in die Nicht-Pickerl-Bezirke. Die Stadträtin schafft (mit Abnicken der Pinken) Tatsachen. Fast 30 Jahre nach Einführung der ersten Pickerlzonen. Und wird deshalb von den roten Bezirkskaisern prompt als „Macherin“ beklatscht.

Nun, zu handeln hat per se etwas für sich. All das ändert aber nichts daran, dass viele Gegenden mit den „Öffis“ schwer erreichbar sind. Und dass täglich um die 200.000 Pendler mit den Autos nach Wien kommen. Schon klar: Wien wird nicht jede Park-&-Ride-Gelegenheit und jede öffentliche Verbindung ins Umland allein finanzieren. Trotzdem sind eben diese Probleme ungelöst. Hätte man doch vor dem „großen Wurf“ noch ein paar Hausaufgaben gemacht.

Die Presse, PW

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