Klassik

Musikverein: Wienerisch, aber ohne Schmalz

So geht Klangkultur: Lorenzo Viotti, Leonidas Kavakos und die Wiener Symphoniker begeisterten mit Brahms und Zemlinsky.

So einfach können auf dem Podium Vertrauen und Staunen aussehen: Solist und Dirigent blicken ohne Gestik und Taktschlagen auf die elitäre Holzbläser-Batterie um Solooboist Paul Kaiser, wenn dieser das F-Dur-Adagio des Brahms-Violinkonzerts anführt. Endlose gefühlvolle Linien mit schwebenden Tönen in nobelster Phrasierung: Wiener Klangkultur vom Feinsten – an einem Musikvereinsabend der Superlative, die Symphoniker in Bestform mit zwei kräfteraubenden Kolossen von Brahms und Zemlinsky.

Dazu ein Violinist von Weltrang: Der Athener Leonidas Kavakos begeistert stets, dass er mitunter auch als Dirigent dilettiert, müsste nicht sein. Doch an der Geige bewegt er sich seit Jahren auf höchstem technischen Niveau, sein silbriger, mühelos durchdringender Ton ist getragen von Selbstsicherheit und Bodenhaftung, seine hellwache Präsenz fasziniert. Beim zwischen Knorrigkeit und Schwelgerei changierenden Brahms-Konzert war er mit dem im Herzenstakt mitatmenden Dirigenten, Lorenzo Viotti, und den Symphonikern freilich in den besten Händen. Brahms endlich wieder klar konturiert und in satten Farben – gänzlich ohne das ranzige Wiener Schmalz.

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