Die Demokratie-Aktivistin Glacier Kwong über die Festnahmen beim Medium Apple Daily, die Härte Chinas und die zögerliche EU.
Für Glacier Kwong sind die Razzien und Festnahmen bei der prodemokratischen Hongkonger Zeitung „Apple Daily“ ein Schock, aber nicht überraschend. „Es gab Gerüchte, dass das kommen würde“, sagt die Demokratie-Aktivistin der „Presse“. Kwong selbst schreibt für das Medium. „Das war ein Signal“ aus Peking, sagt die Hongkongerin, auch an ausländische Reporter: Demnächst sind prodemokratische Demos geplant. Denn am 1. Juli 2020 ließ Chinas KP das Nationale Sicherheitsgesetz verabschieden, das Hongkongern Freiheiten raubt und sie mundtot machen will.
Kwong war beim Protestsommer 2019 führend dabei. Heute lebt sie in Hamburg, dort schreibt sie ihre Doktorarbeit. In Hongkong wäre sie wohl im Gefängnis. Für die Hongkonger Demokratie kämpft die temperamentvolle 24-Jährige von Europa aus weiter, erhebt die Stimme für ihre inhaftierten Mitstreiter. Wie für den Dissidentenanführer Joshua Wong, ihren engen Freund, mit dem sie vor zwei Jahren durch Deutschland tourte und Kolumnen für die „Welt am Sonntag“ verfasste.