Hochschülerschaft

Wieder linke ÖH-Spitze

Die Presse (Clemens Fabry)
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Sara Velic wird künftig eine linke Koalition aus VSStÖ, Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) und Fachschaftslisten (FLÖ) führen.

Die Politikwissenschafts- und Raumplanungsstudentin Sara Velic (21) vom Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) ist am Freitag zur neuen Vorsitzenden der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) gewählt worden. Sie erhielt bei der konstituierenden Sitzung der 55-köpfigen ÖH-Bundesvertretung, dem österreichweiten Studentenparlament, 34 Stimmen. Velic führt eine linke Koalition aus VSStÖ, Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) und Fachschaftslisten (FLÖ).

Laut Koalitionsvereinbarung wird GRAS-Vertreterin Keya Baier zunächst ihre Stellvertreterin. Nach einem Jahr sollen dann die Funktionen getauscht werden. Der zweite Stellvertretersitz soll an FLÖ-Vertreterin Naima Gobara gehen.

Bei der ÖH-Wahl vom 18. bis 20. Mai, an der mit nur 16 Prozent so wenige Studierende wie nie zuvor teilgenommen haben, war der VSStÖ erstmals stärkste Fraktion geworden und kommt auf 14 Mandate. Die GRAS halten zwölf Sitze und die FLÖ sechs. Die VP-nahe AktionsGemeinschaft (AG) kommt auf zwölf Sitze, die Jungen Liberalen Studierenden (JUNOS) auf sechs, zwei konkurrierende Kommunistische Studentenverbände (KSV Linke Liste bzw. KSV Kommunistische Jugend) haben je zwei Mandate, der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) eines.

Politisches Engagement

Velic wurde am 27. September 1999 in Dornbirn (Vorarlberg) in eine Arbeiterfamilie geboren. Nach der Matura 2018 am Gymnasium ihrer Heimatstadt übersiedelte sie nach Wien, wo sie zunächst an der Uni Wien Philosophie inskribierte, im Jahr darauf aber zu Politikwissenschaften wechselte. 2020 kam dann noch ein Raumplanungsstudium an der Technischen Universität dazu.

Politisch engagierte sich Velic bereits in der Schulzeit: 2017/18 war sie stellvertretende Landesschulsprecherin in Vorarlberg. Im Jahr darauf fungierte sie als Bundesvorsitzende der SP-nahen Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) und dockte beim VSStÖ an. An der ÖH der Uni Wien war sie als Referentin für Working Class Students sowie in der Öffentlichkeitsarbeit tätig, seit 2020 ist sie Listensprecherin des VSStÖ-Klubs in der ÖH-Bundesvertretung.

Was treibt Velic an?

Die neue Koalition hat sich unter anderem eine zweijährige ÖH-Kampagne vorgenommen, die in eine Studierendenbefragung eingebettet werden soll. Ziel ist eine Steigerung der Wahlbeteiligung. Abgefragt werden sollen die Erwartungen an die ÖH bzw. konkrete Bedürfnisse wie etwa die Einführung eines Teilzeitstudiums. Außerdem soll es für Studienanfänger "Ersti Welcome Packages" geben

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5 Fragen an Sara Velic, die für den Verband Sozialistischer Studierender (VSStÖ) um Stimmen bei der ÖH-Wahl gekämpft hat. Sie will die Studiengebühren abschaffen und eine Mindeststudienleistung verhindern. Dafür soll Psychotherapie für Studierende künftig gratis sein.

In den Koalitionsvertrag geschafft hat es auch eines der Haupt-Wahlkampfthemen: So soll die ÖH ein "Safe Space für alle Angestellten, Student_innen und Ehrenamtlichen" sein. Vor allem für "FLINTA* Personen" (Frauen, Lesben, Inter-, Non-Binary-, Trans- und Agender) sei es wichtig, im Gegensatz zur patriarchalen Gesellschaft genug Raum zur Selbstbestimmung, Entfaltung und Weiterentwicklung durch die politische Arbeit bereitzustellen. Die ÖH brauche daher eine feministische Kultur und Arbeitsweise, Ehrenamtliche müssen verpflichtend Antisexismus-Schulungen absolvieren. Noch weiter geht es bei koalitionsinternen Sitzungen: Dort kann von "FLINTA*-Personen" jederzeit ohne Begründung ein "Safe Space" verlangt werden, für dessen Dauer alle "Cis-Männer" den Raum verlassen müssen.

(APA)

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