Der deutsche Historiker Herfried Münkler erwartet keine euphorischen Zwanzigerjahre. Er rechnet mit dauerhaften Folgen der Gesundheitskrise – fürs Verhalten, die Gesellschaft und das Kräftegleichgewicht in der Welt.
Die Presse: Wird man diese Pandemie im Rückblick als historischen Wendepunkt begreifen?
Herfried Münkler: Ich denke schon. Es gibt viele Gründe für die Annahme, dass Corona nicht eine Jahrhundertpandemie ist, sondern der Beginn eines Jahrhunderts der Pandemien. Wir werden uns zurückerinnern, dass sich mit Corona vieles verändert hat und wir mit einer Bedrohung zu leben haben, die früher zwar auch auf dem sicherheitspolitischen Zettel stand, aber nur ganz unten.