NGO-Management

Komplexes Zielsystem verwirklichen

Engagement allein ist nicht alles. NGOs müssen auch professionell gemanagt werden.
Engagement allein ist nicht alles. NGOs müssen auch professionell gemanagt werden.Getty Images/iStockphoto
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Idealismus und Finanzen treffen selten so intensiv aufeinander wie in Non-Profit- oder Non-Governmental-Organisationen. Das Ausbalancieren der Kräfte will gelernt sein.

Es gibt ein steigendes Bewusstsein für die kulturelle, gesellschaftliche und auch wirtschaftliche Bedeutung aller Organisationen zwischen Staat und Markt. NPOs und NGOs sind Treiber kultureller beziehungsweise gesellschaftspolitischer Wandlungen“, sagt Helmut Hütter, Geschäftsführer der NPO Academy, die 2005 in Wien gegründet wurde, um die spezifischen Bildungsbedürfnisse von NPOs zu befriedigen. Das Bildungsangebot umfasst alle Bereiche einer Non-Profit-Organisation, von Controlling, Personalmanagement und Arbeitsrecht bis hin zu Fundraising. Projektmanagement und ganzheitliche Führung werden als Online-Seminare abgehandelt. „NPOs verfügen über ein mehrdimensionales und komplexeres Zielsystem, in dem viele Komponenten qualitativer Natur sind. Die Mehrdimensionalität entsteht aus der Vielzahl von Anspruchsgruppen aus dem Umfeld, die zum Teil unterschiedliche Zielvorstellungen haben.“

Interessen ausgleichen

Die Interessen durch verantwortungsvolles Führen auszugleichen sei besonders herausfordernd und interessant. Vier Zertifikatslehrgänge bietet die NPO Academy an. Einer beschäftigt sich mit professionellem Personalmanagement, ein anderer mit Freiwilligenmanagement. Im Lehrgang Prozess- und Qualitätsmanagement werden Kenntnisse über Methoden und Instrumente in Bezug zu NPO-relevanten Prozessen vermittelt, wie Fundraising, Mitgliedergewinnung und -betreuung und Dienstleistungserstellung. Auch ein Führungskräftetraining wird als Zertifikatslehrgang angeboten.

Non-Profit-Organisationen sind nicht profitorientiert, zahlen also keine Gewinne aus, nur die Kosten müssen gedeckt sein. Gegründet werden NPOs meist in Form von Vereinen, Stiftungen oder Verbänden. Auch die Kirchen sind Non-Profit-Organisationen. Dem stehen Non-Governmental-Organizations (NGOs) gegenüber. Sie sind privat für politische Angelegenheiten gegründet und sollen der Zivilgesellschaft die Möglichkeit geben, an der Politik teilzuhaben, ohne direkt in die Regierung, eine Partei oder ein Gremium eintreten zu müssen. „Beide Formen setzen sich Ziele, müssen aber auch Geld verdienen. Die große Herausforderung ist aber die Innovationskraft“, sagt Michael Meyer, Leiter des Instituts für Nonprofit Management an der WU Wien. Dieser Herausforderung begegnet der Masterstudiengang Social Innovation and Management. Er soll Studierende dazu anregen, über Grenzen hinaus zu denken, das Denken in Handeln zu übertragen sowie das öffentliche Interesse für gesellschaftliche Problemlagen zu fördern. Der englischsprachige Master startet erstmalig im Herbst 2021 und ist eine Kooperation der WU Executive Academy mit der Erste Foundation und der NGO Academy. „Neben den Management-Basics dieser Organisationen vermitteln wir Personalführung und -motivation sowie Know-how darüber, wie man um Unterstützung wirbt, etwa in den neuen Medien“, erklärt Meyer. Der Masterstudiengang wird sechs einwöchige Module umfassen. Zielgruppen sind neben Mitarbeitern von NGOs und NPOs auch Menschen, die eine Karriere im Feld sozialer Dienstleistungen anstreben, und CSR-Manager in profitorientierten Unternehmen. Zudem wird an der WU der Bachelorstudiengang „Spezielle Betriebswirtschaftslehre Public und Non Profit Management“ angeboten. Er beschäftigt sich mit der Steuerung öffentlicher und Nonprofit-Organisationen im Spannungsfeld betriebswirtschaftlicher, rechtlicher, politischer sowie gesellschaftlicher Anforderungen.

Gesundheit auch betrachten

Das Bachelorstudium Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement am MCI erweitert das „Public and Non Profit“-Bildungsspektrum um die Facette Gesundheitsmanagement. Dafür braucht es „Freude, sich für gesellschaftliche Anliegen in Gegenwart und Zukunft einzusetzen. Wir wissen aus Erfahrung, dass jene Studierenden besonders erfolgreich sind, die sich bereits Gedanken gemacht haben, für welches Thema sie sich in Zukunft engagieren wollen“, sagt Studiengangsleiter Siegfried Walch.

Ausgaben dokumentieren

Die Managementausbildung verknüpft Inhalte des Nonprofit-, Sozial- und Gesundheitssektors mit politisch-ökonomischem, rechtlichem und wirtschaftlichem Know-how. „Die Bedeutung eines professionellen Finanzmanagements gilt für NPOs und NGOs gleichermaßen. Zudem gilt es, den erfolgreichen Einsatz der Mittel zu rechtfertigen“, erläutert Walch. Für beide Organisationen sei es daher wichtig, die Wirkung der geleisteten Arbeit zu dokumentieren. „Dafür bedarf es methodischer Kompetenzen, um Begleitstudien durchzuführen oder in Kooperation mit der Wissenschaft für eine Dokumentation geleisteter Arbeit zu sorgen.“

Web:www.npo-academy.com, www.mci.edu, www.wu.ac.at,

www.executiveacademy.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2021)

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