Kiley Reids reizend-gemeiner Roman über eine schwarze Babysitterin in einem weißen Upperclass-Haushalt.
Sie heißt Alix Chamberlain und ist eine Selfmade-Woman. Sofern, wer in einem Haus mit sechs Schlafzimmern aufgewachsen ist, eine Selfmade-Woman sein kann. Immerhin hat sie ein florierendes Business aufgezogen: als Produkt platzierende Influencerin der ersten Stunde. Später versprach der Feminismus ein besseres Geschäft – und statt Sonnenbrillen und Make-up zu promoten, „empowert“ sie nun Karrierefrauen in spe.
Als wir sie kennenlernen, lebt sie in Philadelphia, was für Alix auch nichts anderes ist als eine Art Vorstadt von New York, mit ihrem Fernsehansager-Mann und zwei reizenden Kindern. Und so kommt Emira ins Spiel. Sie heuert als Babysitterin an. Hier die mittelalte weiße Powerfrau mit dem perfekten Leben, dort die junge schwarze Jobberin, die noch nicht so recht weiß, wo sie hinwill, und am Wochenende die Nacht zum Tage macht – aus diesem Gegensatz schlägt Kiley Reid, die mit ihrem Debüt für den Booker Prize nominiert ist, Funken. Die besonders sprühen, wenn sie recht boshaft schildert, wie Alix und ihre Freundinnen sich die Welt zurechtdenken. Und ja, da dürfen sich manche von uns mitgemeint fühlen, die Rezensentin inklusive. Wie woke soll es denn sein? Und wie viele gut gemeinte Vorurteile kann man pflegen hinter der aufgeklärten Fassade? Im Übrigen nicht nur gegen Menschen anderer Hautfarben, sondern auch gegen andere Frauen. Zum Beispiel solchen, die auf dem Flughafen „den Fluss bei der Sicherheitskontrolle zum Stocken brachten, weil sie vergaßen, die Jacke auszuziehen“.