Pizzicato

Bella figura

APA/AFP
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Italien erlebt sein Sommermärchen.

Die Nächte sind lau, und die Tifosi genießen die neue Freiheit, beflügelt von der Euphorie um die Squadra Azzurra. Sechs Tore in zwei Spielen – und das nach der nationalen Tragödie der verpassten Fußball-WM in Russland vor drei Jahren. Wann hat es das je gegeben in der Geschichte des Calcio: ein italienisches Nationalteam, das mit Offensivfußball begeistert und nicht mit Defensivkunst und Catenaccio glänzt?

Zuzuschreiben ist der Wandel Roberto Mancini, dem 56-jährigen Teamchef, der seiner Mannschaft ein Konzept des Spaßfußballs verordnet hat, das wiederum seinen Landsleuten Spaß macht. Mancini holt das nach, was seine Karriere einst versprochen hatte, wäre er sich nicht oft selbst im Weg gestanden. Seine Mamma gibt nun, ganz italienisch, Einblick in Charakter und Seele ihres Sohns.

Zum Match erscheint er im Sonntagsstaat, wie ein Signore vom Scheitel bis zur Sohle. Wie ein Doppelgänger des so legendären wie eleganten Ex-Fiat- und Ferrari-Bosses Luca di Montezemolo: graues Sommersakko, dunkle Hose, weißes Hemd, Krawatte. Das Spiel, so signalisiert sein Auftritt, ist ein Fest – ein Hochamt. Bella figura zu machen ist den Italienern wichtig, und Mancini könnte zum Poster-Boy und zur Mode-Ikone des Bieder-Looks avancieren – mit gefärbtem Haar und grauer Strähne für die Generation 50plus.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2021)

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