Gruppe D

Bravehearts zähmen Löwen: 0:0 zwischen England und Schottland

England gegen Schottland
England gegen SchottlandAPA/AFP/POOL/FACUNDO ARRIZABALAG
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Die Schotten eroberten im britischen Traditionsduell einen verdienten Punkt im Wembley. England präsentierte sich erneut nicht als Titelkandidat, enttäuschte auf ganzer Linie.

London. So viel EM-Flair wie noch nie bei dieser Endrunde hat das älteste Fußballduell der Welt (Premiere 1872) am Freitag nach London gebracht: Englische und schottische Fans fluteten die Stadt, die grassierende Delta-Variante schien angesichts der Ansammlungen von Feierwütigen völlig vergessen. 22.500 Glückliche durften zum 115. „Battle of Britain“ ins Wembley-Stadion, echt britisch prasselte schon zu den Hymnen der Regen hinunter.

Die Rollenverteilung schien klar: Schottland ist erstmals seit der WM 1998 wieder bei einem Turnier dabei, England gilt als Titelfavorit. Diesem Anspruch wurden die Three Lions wie zum Auftakt nicht gerecht. Zwar köpfelte Verteidiger John Stones, einer von zwei Neuen in der Startelf, nach einem Eckball an die Stange (12.), von der hochgelobten englischen Offensive war danach aber viel zu wenig zu sehen.

Wenn Schottland die Ballstafetten spielt

Die Jungstars Phil Foden oder Mason Mount kamen gar nicht erst in ihre Tempodribblings, viel zu statisch war das Spiel und Torjäger Harry Kane bis auf einen Kopfball neben das Tor (29.) überhaupt nicht eingebunden. Die Schotten hielten nicht nur mit dem bekannten Kämpferherz dagegen, sondern spielten immer wieder schnörkellos nach vorne: Steve O'Donnell zwang Torhüter Jordan Pickford mit einem Volleyschuss zu einer Glanzparade (31.).

Hatte Gareth Southgate keine Idee, oder konnte seine Elf sie nicht umsetzen? England spielte nach der Pause zwar schneller, wurde dadurch aber nicht gefährlicher. Alles nur Stückwerk, Weitschüsse und Standards. Auch das Pressing war ein halbherziges, sodass Schottland Ballstafetten zeigte. Die Angst vor der Blamage wurde bei den Engländern zunehmend spürbar, die enttäuschende Nullnummer kam einer solchen aber ohnehin nahe. Gegen Tschechien können die Three Lions zwar noch den Gruppensieg schaffen, der erste Titelgewinn seit der WM 1966 ist in dieser Form aber klar außer Reichweite.

Die Schotten fielen sich nach dem Schlusspfiff hingegen in die Arme, sie feierten das 0:0 mit ihren Fans fast wie einen Sieg. Mit einem vollen Erfolg gegen Kroatien und ein wenig Glück ist sogar der Aufstieg in die K.o.-Phase noch möglich.

Verliert London das Finale?

Ob die englischen Fans das so ersehnte Endspiel (11. Juli) noch interessieren wird, ist also fraglich, ebenso offenbar, ob es wie die Halbfinalpartien mit bis 45.000 Zuschauern in London steigen wird. Aufgrund der verschärften Reiserestriktionen wegen der Delta-Mutante berichtete die „Times“ über Verhandlungen zwischen Uefa und britischer Regierung. Dabei soll es vor allem um Quarantäne-Ausnahmen für VIP-Gäste gehen. Andernfalls könnte demnach eine Verlegung nach Budapest erfolgen. Die Uefa kommentierte den Artikel zurückhaltend: „Es gibt immer einen Notfallplan, aber wir sind zuversichtlich, dass die Finalwoche in London ausgerichtet wird.“

(swi)

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