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Kickl rückt mit 88,2 Prozent an FPÖ-Spitze, Landbauer wird Vize

Der neue FPÖ-Chef, Herbert Kickl
Der neue FPÖ-Chef, Herbert Kicklimago images/SEPA.Media
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Herbert Kickls Vorgänger Norbert Hofer erhielt bei der Wahl durch die Delegierten 98,3 Prozent, Heinz-Christian Strache einst sogar 98,7 Prozent Zustimmung.

Der bisherige Klubchef Herbert Kickl ist am Samstag bei einem außerordentlichen Parteitag der FPÖ offiziell die Nachfolge von Norbert Hofer als Bundesparteiobmann angetreten. Er erhielt von den Delegierten 88,24 Prozent - 673 Stimmen wurden abgegeben, davon 585 für Kickl. Gemessen an an seinem Vor-Vorgänger Heinz-Christian Strache, liegt der Kärntner damit deutlich unter dessen Ergebnissen. Strache hatte bei seinem letzten Antritt 2017 98,7 Prozent Zustimmung erhalten. Hofer, Anfang Juni nach langen Personaldebatten unter Hinweis auf die Kritik Kickls an seiner Person den Hut geworfen hat, war 2019 auf 98,3 Prozent gekommen.

Neuer Obmann-Stellvertreter wird Niederösterreichs Landesparteichef Udo Landbauer.

Der Eingang beim außerordentlichen Parteitag der FPÖ in der Arena Nova in Wiener Neustadt.
Der Eingang beim außerordentlichen Parteitag der FPÖ in der Arena Nova in Wiener Neustadt.imago images/SEPA.Media

Vor Beginn des Parteitags deutete zunächst nichts auf gröbere Unstimmigkeiten unter den Delegierten, die nach und nach in die Arena Nova strömten, hin. Zumindest nach außen wurde der Rückhalt für Kickl betont. Für gute Stimmung sorgte Blasmusik. Jubel gab es dann auch, als die FPÖ-Parteispitze, angeführt schon von Kickl in Begleitung Hofers einzog. Begrüßt wurden die 760 Delegierten durch "Gastgeber" Landbauer.

Hofer selbst zeigte sich in seiner Rede ein weiteres Mal versöhnlich. Im Gegensatz zu früheren Obmann-Wechseln in der FPÖ übergebe er die Parteiführung nun in Freundschaft und Stärke, sagte er in seiner Rede und in Richtung seines Nachfolgers Kickl: "Du hast meine Stimme, du hast meine Unterstützung!" Er selbst, Hofer, habe das "Schiff" FPÖ - nachdem dessen Kapitän Heinz-Christian Strache "von der Brücke gespült wurde" - wieder in einen sicheren Hafen gebracht. Kickl werde dieses wieder hinausführen.

Manfred Haimbuchner, Norbert Hofer, Harald Stefan, Herbert Kickl
Manfred Haimbuchner, Norbert Hofer, Harald Stefan, Herbert KicklAPA/HANS PUNZ

Kickls größter interner Kritiker, Oberösterreichs Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner, bedankte sich bei Hofer für dessen ehrliche Freundschaft und machte auch gleich klar: "Ich werde auch weiterhin meine Meinung in den Gremien sagen. Denn wenn zwei immer einer Meinung sind, ist einer überflüssig." Dennoch wünschte er Kickl viel Kraft und meinte in Richtung des neuen Obmanns: "Lieber Herbert, den Zusammenhalt wirst du spüren. Du wirst auch die Kraft meiner Landesgruppe spüren."

Ein Gegner Kickls machte in einem spontanen Rede-Beitrag auf dem Parteitag kein Hehl aus seiner Ablehnung: Karl Wurzer, stellvertretender Landesparteiobmann in Niederösterreich kündigte offiziell an, gegen die neue Führung zu stimmen. Dafür gab es Buh-Rufe vieler Delegierte, weswegen Generalsekretär Michael Schnedlitz erst einmal beruhigen musste. Das freie Wort zeichne die FPÖ aus, konterte er dem Plenum. In Summe war die Ablösung Hofers in der Partei zwar nicht auf ungeteilte Zustimmung gestoßen, aber große öffentliche Kritik gab es daran nicht. Der Oberösterreicher Manfred Haimbuchner hatte sich im Ringen um die Spitze zwar hinter Hofer gestellt, hat im Wahljahr allerdings auch wenig Interesse an Schlagzeilen über parteiinternen Zwistigkeiten.

(APA/Red. )

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