Wer jetzt baut, braucht gute Nerven: Materialpreise schlagen Kapriolen, Lieferengpässe machen jeden Zeitplan zunichte. Aber wer zahlt am Ende die Mehrkosten? Und wie viel Geduld muss man als Bauherr aufbringen?
Wien. Auch das ist eine Folge der Pandemie: Mehr Menschen als sonst stecken jetzt viel Geld in die Verbesserung ihrer Wohnsituation. Renovierungen und Bauaufträge boomen. Gleichzeitig machen jedoch Lieferengpässe und hohe – oder zumindest stark schwankende – Rohstoffpreise den Auftraggebern und Auftragnehmern das Leben schwer.
Aber was gilt überhaupt bei Bauaufträgen? Können Auftragnehmer im Nachhinein einfach mehr Geld verlangen, wenn sich Rohstoffpreise erhöhen? Und dürfen sie Fristen für die Bauausführung einseitig verlängern, falls es zu Lieferschwierigkeiten kommt? Das hängt davon ab, was im Vertrag vereinbart ist – und falls vereinbarte Fristen nicht eingehalten werden können, was der Grund dafür ist.
Beim Preis macht es einen grundlegenden Unterschied, ob ein Fixpreis vereinbart wurde oder ob im Vertrag Kriterien festgelegt sind, nach denen der Angebotspreis nachträglich angepasst werden kann. Sind etwa Indexklauseln vereinbart, kann es durchaus zu einer Erhöhung der Baukosten kommen, wenn auf den Rohstoffmärkten die Preise anziehen.
Zu achten sei auch auf die in Verträgen vielfach enthaltene Klausel: „Abrechnung erfolgt nach tatsächlichem Aufwand“, warnt die Arbeiterkammer auf ihrer Homepage. Bei „unvorhersehbaren Umständen“ sei dann eine Überschreitung des Angebotes möglich. Und das könnte gerade jetzt leicht schlagend werden. Zwar ist die Covidkrise selbst längst kein unvorhersehbares Ereignis mehr – welche Preiskapriolen es aber an den Rohstoffmärkten noch geben wird, lässt sich tatsächlich nicht absehen.