Strategie

Vier Botschaften der US-Notenbank

Die Wirtschaft in den USA brummt. Die Inflation steigt. Und die Notenbank denkt nach, wie sie darauf reagieren soll.
Die Wirtschaft in den USA brummt. Die Inflation steigt. Und die Notenbank denkt nach, wie sie darauf reagieren soll. Getty Images
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Sie könnte den Leitzins schon 2023 erhöhen, so die Fed. Das ist kaum ernst zu nehmen. Aber vier Infos sollten Anleger beherzigen.

New York. Die wichtigste Schlagzeile nach der Zusammenkunft der US-Notenbank Fed vorige Woche ist in der Tat auf längere Sicht irrelevant. So glauben nun 13 der 18 Mitglieder des Fed-Komitees, dass die Leitzinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft bereits 2023 wieder erhöht werden. Bei der letzten Prognose im März sagten noch elf der 18 Geldpolitiker einen Zinssatz von null bis nach 2023 voraus. Die Mehrheit hat sich also verändert, eine Folge der unerwartet hohen Inflationszahlen im Mai und April.

Doch gibt jeder Notenbanker hinter vorgehaltener Hand zu verstehen, dass es unmöglich ist, Zinsschritte über einen Zeitraum von zwei Jahren vorherzusagen. „Wir halten uns alle Optionen offen“ lautet der Standardsatz, den der Fed-Chef, Jerome Powell, stets hinzufügt. Die Wahrheit ist: Powell und Co. wissen nicht, wie sie aus ihrer lockeren Politik herauskommen, ohne Panik an den Märkten auszulösen. Das ist heikel, zumal die Fed weiter Anleihen im Wert von 120 Mrd. Dollar pro Monat kauft. Von Powell sind dann Sätze wie dieser zu hören: „Sie können dieses Treffen so interpretieren, dass wir darüber zu sprechen begonnen haben, über eine Reduktion zu sprechen zu beginnen.“ Welche Lehren aus der Fed-Sitzung können Anleger nun trotzdem ziehen?

Ein Unfall ist programmiert

Die Erinnerung an 2013 sitzt den Notenbankern in den Knochen. Damals löste die Ankündigung der Fed, dass das Kaufprogramm irgendwann wieder zurückgefahren werden muss, einen kleinen Crash aus. Nun sind die Dimensionen imposanter, die Bilanzsumme der Fed ist mit acht Billionen Dollar mehr als doppelt so groß wie 2013. Wer glaubt, die Fed werde die Leitzinsen unfallfrei 2023 um einen halben Prozentpunkt erhöhen, könnte ein blaues Wunder erleben.

Eigentlich gibt es nur zwei realistische Möglichkeiten. Entweder die Wirtschaft boomt weiterhin in einem Ausmaß, wie wir es seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben. Für das vierte Quartal sagt die Fed nun ein Wachstum von sieben Prozent und eine Kerninflation von 3,4 Prozent vorher. Dann wäre ein früherer Exit der Fed unvermeidbar, mit negativen Folgen für überbewertete Segmente des Aktienmarkts. Oder das Wachstum kühlt sich ab, und die Erholung verzögert sich. Dann würde die Fed die Zügel locker lassen, doch darf bezweifelt werden, dass die Rekordjagd an den Börsen bei überraschend schlechten Konjunkturzahlen weitergeht.

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