Äthiopien

Eine Wahl im Zeichen von Krieg und Hungersnot

Premier Abiy Ahmed mit traditionellen Machtsymbolen beim Wahlkampfauftritt in Jimma.
Premier Abiy Ahmed mit traditionellen Machtsymbolen beim Wahlkampfauftritt in Jimma. REUTERS
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Premier Abiy Ahmed kämpft heute bei der Parlamentswahl um die Einheit des Landes. Ein Teil der Opposition boykottiert sie, in einigen Regionen findet sie gar nicht statt.

Addis Abeba/Wien. Der Auftritt des Premiers im vollgepackten Stadion von Jimma im Westen des Landes war der erste und einzige im Wahlkampf vor der von Krieg und Hungersnot, von Vertreibungen und ethnischen Spannungen überschatteten Parlamentswahl am heutigen Montag in Äthiopien. „Die Welt wird sagen, dass wir uns im Krieg befinden“, erklärte Abiy Ahmed.

Der in Verruf geratene Friedensnobelpreisträger von 2019 tritt auch an, um den Gegenbeweis zu führen. Nach Jahrzehnten der Repression versprach er die erste faire und freie Wahl – oder zumindest einen Versuch, diesem Anspruch gerecht zu werden. Das Horn von Afrika werde sich zu Afrikas Macht- und Wirtschaftszentrum entwickeln, kündigte Abiy vollmundig an. „Wir werden die Einheit Äthiopiens sichern.“
Nicht erwähnt hat der 44-jährige ehemalige Hoffnungsträger des 110-Millionen-Landes allerdings, dass seine Regierung die wegen der Pandemie und angeblich logistischer Probleme schon zwei Mal verschobene Wahl in einigen Unruhegebieten neuerlich in den Herbst verlegt hat. Und dass für die von einer Interimsregierung geführten, vom Bürgerkrieg und seinen Folgen zerrissenen Provinz Tigray noch gar kein Wahltermin feststeht.

Die Explosion in Tigray

In Tigray – im Norden, an der Grenze zu Eritrea gelegen – hatte sich der schwelende interne Konflikt des Vielvölkerstaats im November entladen, als die dort regierende, in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba aber entmachtete Volksbefreiungsfront Tigrays eine Militärbasis angriff. Daraufhin entsandte Abyi Truppen, die von Eritrea und Amharen-Milizen verstärkt wurden, um die Volksbefreiungsfront zu stürzen. Tausende Menschen bezahlten dafür – zum Teil in Massakern – mit dem Leben. Hunderttausende sind auf der Flucht, weitere Hunderttausende von einer Hungerkatastrophe bedroht.
Die UNO schlug kürzlich Alarm: Ein Großteil der Ernte und des Viehbestands im Land sei vernichtet. Die Situation, so die Warnung, werde sich bis zum Herbst verschlimmern, wenn nicht bald die Weltgemeinschaft zu Hilfe eilt.

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