Rücktritt oder Neuwahl

Schweden: Regierungschef Löfven verlor Misstrauensvotum

SWEDEN-POLITICS-GOVERNMENT
SWEDEN-POLITICS-GOVERNMENTAPA/AFP/TT News Agency/NILS PETT
  • Drucken

Ein Misstrauensantrag gegen den seit 2014 regierenden Ministerpräsidenten, Stefan Löfven, fand Zustimmung im schwedischen Reichstag.

Das schwedische Parlament hat dem Regierungschef Stefan Löfven sein Misstrauen ausgesprochen. 181 der insgesamt 349 Abgeordneten im Parlament, dem Reichstag, in Stockholm stimmten gegen den seit 2014 regierenden sozialdemokratischen Ministerpräsidenten. Damit hat Löfven nun zwei Alternativen: Er tritt entweder mitsamt seiner Regierung zurück oder er ruft innerhalb von einer Woche Neuwahlen aus. Wie er sich entscheidet, ist noch offen.

Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten hatten am Donnerstag einen Misstrauensantrag gegen Löfven eingereicht. Mehrere Oppositionsparteien, darunter neben den Moderaten und den Christdemokraten auch die Linkspartei, hatten daraufhin angekündigt, gegen Löfven zu stimmen. Damit ist Löfven der erste schwedische Ministerpräsident, der im Amt eine solche Misstrauensabstimmung verloren hat. 

Parteien sprangen auf Streit Löfvens mit Linkspartei auf

Hintergrund ist ein Streit zwischen Linkspartei und Sozialdemokraten. Löfven, Chef der Sozialdemokraten, führt eine Minderheitsregierung mit den Grünen an, die einen Pakt mit den Liberalen und der Zentrumspartei eingegangen ist. Zudem setzte Löfven im Parlament bisher auf die Unterstützung der Linkspartei. Mit ihr hat sich der Regierungschef nun wegen eines Streits über Mietpreise überworfen. Auch ein am Sonntag kurzfristig gemachtes Kompromissangebot der Koalition hatte daran nichts ändern können. Linkspartei-Chefin Nooshi Dadgostar bezeichnete den Vorschlag als "politisches Theater".

Die Regierung hatte dabei geplant, eine freie Mietpreissetzung bei Neubauten einzuführen. Die Linkspartei lief dagegen Sturm: Ihre Anhänger sind der Meinung, der Vorschlag sei nicht mit dem schwedischen Sozialsystem vereinbar.

Die Christdemokraten stören sich nach Angaben ihrer Vorsitzenden, Ebba Busch, unter anderem am Vorgehen der Regierung gegen Kriminalität und Arbeitslosigkeit. Die Moderaten, die neben Löfvens Sozialdemokraten traditionell die stärkste Kraft im Reichstag in Stockholm stellen, werfen ihm Ähnliches vor. "Schweden entwickelt sich seit mehreren Jahren in die falsche Richtung", erklärte Parteichef Ulf Kristersson auf Instagram. Die Moderaten wollten die Regierung austauschen und Schweden auf einen neuen Kurs bringen.

Nächste Wahl turnusmäßig 2022

Der 63-jährige Löfven kritisierte das Vorgehen der beteiligten Parteien auch angesichts der Coronakrise. Man befinde sich nach wie vor in einer Pandemie - Schweden in dieser Lage in eine politische Krise zu versetzen, sei nicht das, was das Land benötige, hatte er zuletzt am Sonntag gesagt.

Die nächste Parlamentswahl ist in Schweden eigentlich erst im September 2022 vorgesehen. Diese wird turnusmäßig auch dann zu diesem Zeitpunkt stattfinden, wenn es nun in den kommenden drei Monaten eine Neuwahl geben sollte. Kündigt Löfven seinen Rücktritt an, kann Parlamentspräsident Andreas Norlén Verhandlungen mit den Parteien zur Suche nach einem neuen Regierungschef einleiten. Da sich an der Zusammensetzung des Reichstags dabei nichts ändern würde, könnte das darauf hinauslaufen, dass Löfven wieder Ministerpräsident wird.

(APA/dpa/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

SWEDEN-POLITICS-GOVERNMENT
Regierungskrise

Stefan Löfven wieder schwedischer Ministerpräsident

Neun Tage nach seinem Rücktritt sitzt der Sozialdemokrat als Premier wieder fest im Sattel.
Stefan Lövfen will es nocheinmal mit einer Minderheitsregierung probieren.
Schweden

Lövfen nimmt neuen Anlauf auf Ministerpräsidentenamt

Misstrauensvotum und Rücktritt sind noch nicht lange her, doch Stefan Löfven könnte am Mittwoch im Stockholmer Reichstag erneut eine Mehrheit für seine Regierung bekommen.
Rücktritt

Schweden am Rande der Unregierbarkeit

Der sozialdemokratische Premier Stefan Löfven tritt zurück. Nun beginnt die zähe Suche nach einer Mehrheit, die fast alle Parteien nur ohne die Rechtspopulisten schaffen wollen.
Stefan Löfven verhindert mit seinem Rücktritt vorerst Neuwahlen in Schweden.
Regierungskrise

Löfven tritt zurück: Kann Schweden damit Neuwahlen vermeiden?

Der sozialdemokratische Premier hatte eine Vertrauensabstimmung verloren und räumt vorerst das Feld. Auch der Ulf Kristersson von den Moderaten kann jetzt versuchen, eine Regierungsmehrheit zu finden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.