Wurde ein neuer Dürer entdeckt?

Nicht nur wie hier im Museum könnte man Werken des Nürnberger Meisters begegnen.
Nicht nur wie hier im Museum könnte man Werken des Nürnberger Meisters begegnen.(c) FABRY Clemens
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Fachleute vermuten, dass Albrecht Dürer einen Scharfrichter auf die Außenseite einer Altars in der Kleinstadt Crailsheim gemalt haben könnte.

Der Hauptaltar in der Johanneskirche in Crailsheim im Nordosten Baden-Württembergs sorgt derzeit für einige Aufregung. Denn es es ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob Teile eines Tafelbilds im Flügelaltar von stammen. Gefertigt wurde die Szene von der Wolgemut-Werkstatt Nürnberg, in der Dürer von 1486 bis 1489 (sozusagen) lernte. Seit beinahe hundert Jahren wurde von Kunsthistorikern wiederholt die Vermutung geäußert, Dürer habe an dem Altar mitgearbeitet.

Man nimmt an, dass vor allem die Figur des Scharfrichters von ihm stammen könnte. Er ähnelt nach Ansicht der Experten sehr stark anderen Dürer-Werken, Stil und die Maltechnik sprechen demnach dafür.

Der spätgotische Flügelaltar war üblicherweise geöffnet, weshalb der Außenflügel nur sehr selten zu sehen war. Um das Werk sichtbar zu machen, klappt die Crailsheimer Johanneskirche ihren spätgotischen Flügelaltar nun zu. "Wir werden ihn heute Nachmittag zuklappen, damit die Leute das Bild sehen können", sagte Dekanin Friederike Wagner am Montag. Nachdem Medien bundesweit über das mögliche Dürer-Gemälde berichtet hatten, war die Zahl der Besucherinnen und Besucher in der evangelischen Kirche stark gestiegen. "Das ist natürlich steil gegangen", sagte Wagner.

Die Plausibilität der These wird offenbar kaum angezweifelt, Politiker fordern nun einen Echtheitsnachweis durch eine Infrarot-Untersuchung. Der Kunsthistoriker Manuel Teget-Welz von der Uni Erlangen und zwei andere Dürer-Kenner wollen den um 1490 entstandenen Hochaltar nun genau untersuchen - und zwar sehr bald. "Wir sind gerade in der Terminabsprache", sagte Teget-Welz.

"Da ist ein Stein ins Rollen gekommen, der jetzt sehr viele Dinge anstößt", sagte die Kulturhistorikerin Helga Steiger von der Stadt Crailsheim. Die Kirche plant nun eine Absperrung für den Altar, damit die vielen Interessierten nicht zu nahe an das kostbare Stück herantreten. Außerdem soll es Führungen zum Altar und einen Bildschirm mit Detailaufnahmen geben.

(red/dpa)

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