Analyse

Wenn die Laien in der Kirche der Bischöfe leise aufzeigen

PK '6. FAMILIENBERICHT': MAZAL
PK '6. FAMILIENBERICHT': MAZALAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der Arbeitsrechtler Wolfgang Mazal ist neuer Chef einer Katholikenvereinigung, die auf dem Papier potent ist, die aber niemand kennt.

In St. Pölten sitzt ein Bischof, der drauf und dran ist, Laien der Reihe nach vor den Kopf zu stoßen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Teil seit Jahrzehnten hauptberuflich oder um den berühmten Gottes Lohn als Religionslehrer, Pastoralassistenten etc. für die Kirche arbeiten, protestieren gegen das Vorgehen von Alois Schwarz.
Der hat schon eine zerstrittene Diözese Gurk-Klagenfurt hinter sich gelassen, die Nachfolger Josef Marketz befrieden musste. Jetzt sorgt er mit einer Reform der Zentralstellen – und dabei mit der Art des Vorgehens – für gewaltige Irritationen und Verletzungen. Alleingänge ohne (echte) Einbindung anderer und Einschüchterungsversuche bzw. Machtdemonstrationen werden ihm vorgeworfen.
Das sind genau jene Konflikte, die Wolfgang Mazal wahrscheinlich nicht sehen will.

Der 61-jährige Jurist mit theologischer Zusatzausbildung (Theologische Kurse) wurde am Wochenende beim ersten Besuch des neuen Referatsbischofs Wilhelm Krautwaschl aus Graz zum Präsidenten des Laienrats gewählt. Dieses Gremium ist als Dach fast aller Verbände und Vereinigungen im katholischen Universum (von Opus Dei bis zu der aus dem Kirchenvolksbegehren her rührenden Plattform „Wir sind Kirche“) auf dem Papier sehr mächtig. In der Praxis ist er ein Papiertiger und in der Öffentlichkeit noch unbekannter und irrelevanter als die Katholische Aktion unter deren Präsident Leopold Wimmer.

„Sang- und klanglos“

Das soll, wenn es nach dem Willen des eloquenten sowie ganz und gar nicht medienscheuen Arbeits- und Sozialrechtlers Wolfgang Mazal geht, anders werden. Durch die öffentliche Konzentration auf Bischöfe und Fehlentwicklungen, die diese zu verantworten hätten, sieht er die Außenwahrnehmung deutlich beeinträchtigt. Mazal erklärt seine Intention im Gespräch mit der „Presse“ so: „Ich möchte das Laienengagement in der Kirche nach außen sichtbar machen.“ Hunderttausende leisteten so viel für die Kirche, die Gesellschaft und andere Menschen – und „das geht sang- und klanglos unter“, klagt er.

Damit hat er nicht unrecht. Ob es ihm tatsächlich gelingen wird, die Klerikerzentrierung im Allgemeinen und die Bischofszentrierung im Besonderen in der (medialen) Wahrnehmung der katholischen Kirche zu beenden, ist alles andere als sicher. Schließlich sind es trotz allem immer noch die Bischöfe, die die letzte Entscheidung in so gut wie allem, was die Diözese tangiert, treffen und laut Kirchenrecht auch treffen dürfen.

Die Uhren ticken bereits anders

Wenn auch zumindest in Österreich und Deutschland die Uhren bereits anders ticken. Ohne auf Laien und nicht geweihte Experten zu hören und diese einzubinden, agiert kein Bischof mehr. Nur so sind teilweise tief gehende Reformen der Strukturen oder Zusammenschlüsse von Pfarren ohne aus dem Ruder laufende Konflikte durchsetzbar.

Wobei wir wieder bei der Ausnahme sind: beim Problembischof Alois Schwarz. Gut möglich, dass er sich seiner Lage bewusst geworden ist und einen Ausweg sucht. Dass ihm seine Amtskollegen Kardinal Christoph Schönborn, Bischofskonferenz-Vorsitzender Franz Lackner und Co. vor wenigen Tagen bei der Sommersitzung in Mariazell gute Ratschläge gegeben haben, kann getrost angenommen werden. Klar ist nur: Man muss Ratschläge auch annehmen.

E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

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