Interview

Bachmann-Preisträgerin: "Die Österreicher können besser smalltalken"

(c) Gery Wolf
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Ein Treffen mit Nava Ebrahimi: Über 10.000 voll geweinte Sprachnachrichten ihrer Mutter, warum sie in Graz weniger als Fremde wirkt als in Köln – und wie sie in der Pandemie zur Feministin wurde.

Sie haben den Bachmann-Preis für den Text „Der Cousin“ bekommen und davor schon viel Jurylob. Es gibt auch Lob aus falschen Gründen. Wie bewerten Sie denn die Jurybewertungen?
Ich fand das für die kurze Zeit gut und gründlich. Das war nicht die übliche Schiene „Migrationsgeschichte“, der Text wurde mehr unter universellen Gesichtspunkten gesehen. Und es wurde einiges daran hervorgehoben, was mir wichtig war – wie der Aspekt der Show, die Vermarktbarkeit und das Benutzen von Leid. Die Rolle von Kunst und Kultur dabei, und der Verlust von Familiengeschichte.

Wie haben Ihre Eltern, die einst vor der Islamischen Revolution nach Deutschland flüchteten, auf den Preis reagiert?
Mein Sohn, der während der Preisverleihung bei den Großeltern war, hat es nach dem Heimkommen so auf den Punkt gebracht: „Die Oma hat 10.000 Sprachnachrichten voll geweint, und dann hat der halbe Iran zurück geweint.“

Sie wirken nicht so, als wäre öffentliches Wettlesen Ihr Stil. Hätten Sie teilgenommen ohne den Frust über die durch Corona eingeschränkte Rezeption Ihres Romans „Das Paradies meines Nachbarn“?
Teilzunehmen wurde auch ohne Pandemie immer denkbarer für mich. Aber als ich mit meinem zweiten Roman so in den Lockdown eingefahren bin, da zuhause saß und Homeschooling machte, dachte ich mir: Es braucht einen radikalen Schritt.

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