Das Phänomen gab es schon, die Pandemie fachte es zusätzlich an: Menschen, die ortsunabhängig und digital arbeiten. Für ihre Heimatländer bedeutet das Steuereinbußen. Willkommen im neuen Standortwettbewerb.
Sie arbeiten im Bungalow am Strand, in der Hütte in den Bergen oder einfach in einem Apartment, das in einer anderen Stadt liegt als das Büro ihres Arbeitgebers. Man nennt sie „digitale Nomaden“, ihr wichtigstes Arbeitsutensil ist der Laptop, und wo sie sitzen, ist irrelevant – was zählt, sind ihre Fähigkeiten und ihre Leistung. Willkommen in der Post-Corona-Ära. Ein Phänomen, das es schon davor gab, hat durch die Pandemie neuen Auftrieb erhalten. Plötzlich ist möglich, was davor schwer vorstellbar war – Home-Office für sehr viele –, und nichts ist mehr wie davor.
„Menschen, die sich für einen ortsunabhängigen, von Technologie unterstützten Lebensstil entscheiden, der es ihnen ermöglicht zu reisen und aus der Ferne zu arbeiten, überall in der mit dem Internet verbundenen Welt“ – so definiert die amerikanische Unternehmensberatung MBO die digitalen Wanderer. Laut einer Erhebung der Gruppe bezeichneten sich im vorigen Jahr 10,9 Millionen Amerikaner selbst als digitale Nomaden, um 50 Prozent mehr als ein Jahr davor. Das Phänomen wird angeheizt durch das Home-Office, das über Nacht in vielen Jobs fast flächendeckend möglich und nötig wurde. Im Jahr 2019 arbeiteten in der EU noch 3,2 Prozent der Beschäftigten „normalerweise von zu Hause aus“. Im Coronajahr 2020 waren es schon 10,5 Prozent.