Prater

Ein neues Museum für den Watschenmann

(c) Hertha Hurnaus/Wien Museum
  • Drucken

Die Stadt finanziert dem Wien Museum einen neuen Standort für sein – bisher unscheinbares und viel zu kleines – Pratermuseum. Die stetig wachsende Sammlung soll ab 2024 unweit des Riesenrads zu sehen sein.

Der Watschenmann ist – natürlich – dabei. Ein Entenkarussell aus den 1950er-Jahren, eine Schenkung, ist seit Kurzem ebenso Teil der Sammlung wie historische Hutschpferde, ein Modell der Weltausstellung von 1873 und kuriose Attraktionen aus der frühen Praterzeit, etwa ein Heiratsvermittlungsautomat.

Die 255-jährige Geschichte des Wiener Praters ist zweifellos eine so lange wie bunte – für die es bisher nur wenig Platz an eher unauffälliger Stelle gab: im kleinen Pratermuseum direkt im Planetarium am Fuße des Riesenrads.

Da dieser Ort, eine Dependance des Wien Museums, nicht nur zu klein und unscheinbar, sondern aus konservatorischer Sicht auch nicht für einen Museumsbetrieb geeignet ist, wird das Pratermuseum nun auf neue Beine gestellt: Das Wien Museum bekommt mitten im Prater, nur wenige Meter vom Riesenrad entfernt, auf der Straße des Ersten Mai, einen neuen Standort für sein Pratermuseum, wie Bürgermeister Michael Ludwig, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ) und Wien Museum-Direktor Matti Bunzl am Dienstag bekannt gegeben haben.

Damit soll dann die stetig wachsende Pratersammlung des Wien Museums – viele Praterbetriebe stellen immer wieder Exponate zur Verfügung – mehr Platz bekommen, rund 250 Quadratmeter nämlich. Derzeit führe das Pratermuseum „ein Schattendasein im Planetarium“, sagt Direktor Bunzl. „Nur ein kleiner Teil der Pratersammlung kann gezeigt werden.“ Dabei stelle diese „einen wichtigen Beitrag zur lokalen Geschichte der Unterhaltungskultur und zur Stadtgeschichte Wiens dar“.

Leer stehende Spielhalle wird adaptiert

Diese soll ab 2024 dann im Prater erlebbar sein: Zwischen Autodrom, Wildalpenbahn und Praterdome wird eine ehemalige, schon länger leer stehende Spielhalle nun für den Museumsbetrieb adaptiert. Die Planungen und Vorarbeiten sollen in diesem Sommer beginnen.

Für den neuen Standort stellt die Stadt Wien 1,6 Millionen Euro zur Verfügung, der Beschluss dazu wurde bereits im Wiener Kulturausschuss einstimmig gefällt. Bürgermeister Ludwig sprach von einer „wichtigen Ergänzung in der Museumslandschaft der Stadt“. Kaum ein anderer Vergnügungspark, so der Bürgermeister, „hat sich so stark in die städtische Identität und das Stadtimage eingeschrieben wie der Prater in Wien“. Aber nicht nur der Wurstelprater, auch der (viel größere) grüne Prater, der gerade in der Pandemie als Naherholungsgebiet von großer Bedeutung für die Wiener gewesen sei, soll „wichtiger Teil der neuen Ausstellung sein“.

Beide, der Wurstel- wie der grüne Prater, seien für Kulturschaffende eine „nie versiegende Inspirationsquelle“ gewesen, sagt Kulturstadträtin Kaup-Hasler. Musikalisch – von Robert Stolz bis Ernst Molden – ebenso wie in Filmen – vom Dritten Mann bis zu Josef Haders „Wilder Maus“ und der Literatur von Arthur Schnitzler bis HC Artmann. Das neue Museum solle, so Kaup-Hasler, auch ein „Ort der niederschwelligen Bildung“ werden, für den die teils seit vielen Generationen im Prater ansässigen Betreiberfamilien „ihre Keller und Dachböden weiter durchforsten mögen“, wie Direktor Bunzl hofft.

„Neue Auseinandersetzung“

Mit dem Pratermuseum neu hat Bunzl nun eine zweite, nicht ganz so massive Baustelle. (Das Haupthaus, das Wien Museum am Karlsplatz, wird bekanntlich derzeit um- und ausgebaut und soll im Herbst 2023 wieder eröffnen.)

Seinen bisherigen Standort hat das kleine Pratermuseum seit 1964: Im damals neu eröffneten Planetarium brachte man kurzerhand auch die Pratersammlung unter, die die Stadt Wien vom ehemaligen Hauptschullehrer und Heimatforscher Hans Pemmer bekommen hatte, einem leidenschaftlichen Pratersammler.

Vor rund 30 Jahren übernahm dann das Wien Museum die Praterschau und kuratierte sie neu. Nun, „nach intensiven Forschungen und spannenden Sammlungszuwächsen, freuen wir uns auf eine neue Auseinandersetzung mit dem historischen und dem gegenwärtigen Prater“, wie die Kuratoren Susanne Winkler und Werner Michael Schwarz sagen.

Wer noch einmal – oder überhaupt zum ersten Mal – einen Blick in das alte Pratermuseum werfen will: Dieses ist seit Kurzem wieder geöffnet – allerdings nur von Freitag bis Sonntag. Der Eintritt für Erwachsene beträgt fünf Euro.

>> zur Website des Pratermuseums

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.