Wien & Österreich-Sieger

Kapsch lebt die Digitalisierung schon seit 50 Jahren

Die Kapsch BusinessCom AG ist ein führendes Unternehmen bei Kommunikations- und IT-Lösungen. Gerade jetzt in der Coronazeit wurde das eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Seit fast 130 Jahren gibt es das Familienunternehmen Kapsch – man war dabei immer technologischer Pionier, und die Bedürfnisse der Anbieter war immer im Mittelpunkt. Das ist bis heute so. „Wir haben uns immer wieder neu erfunden, alle 20 bis 30 Jahre“, sagt Georg Kapsch, der zusammen mit seinem Bruder Kari Kapsch das Familienunternehmen in der vierten Generation leitet. „Heute ist die Frist etwas kürzer, wir müssen uns alle fünf bis zehn Jahre neu erfinden.“

Kapsch sei dabei immer im Thema Kommunikation und damit auch immer im Thema Digitalisierung unterwegs gewesen. „Das heißt, Digitalisierung ist für uns nichts Neues, aber sie hilft uns natürlich jetzt in unseren Geschäftsmodellen“, betont Georg Kapsch. Sein Bruder Kari setzt fort: „Kapsch war dabei ein Trendsetter und Frontrunner – wenn neue Technologien kamen, waren wir immer ganz vorn dabei.“

Als 1892 Johann Kapsch in Wien Neubau eine feinmechanische Werkstätte gründete, war die Post- und Telegrafenverwaltung ein Kunde der ersten Stunde. Über Radio, Funk, Telekommunikation und Telefonie entwickelte man sich zu einem Technologiekonzern. Das heutige Schlagwort „Digitalisierung der Wirtschaft“ ist für Kapsch nichts Neues: „Das Wort ,digital‘ haben wir schon in den 1970er-Jahren in den Mund genommen. Wir digitalisieren in Wahrheit seit fünf Jahrzehnten – nur ist die Dynamik heute eine ganz andere“, betont Georg Kapsch.

Das Wiener Familienunternehmen Kapsch ist heute in zwei großen Themenbereichen organisiert: der eine ist Kapsch TrafficCom mit Mobilitätslösungen, der andere Kapsch BusinessCom mit Digitalisierungslösungen. Während Kapsch mit der TrafficCom als global agierendem Unternehmen in den Bereichen Mautsysteme und Traffic-Management-Systeme für Städte, aber auch Autobahnen auftritt, ist Kapsch mit der BusinessCom (KBC) verstärkt auf dem Heimmarkt unterwegs – entwickelt sich aber immer mehr in den D-A-CH-Raum hinein: „Wir haben mittlerweile durchaus interessante Marktpositionen in Deutschland und der Schweiz“, sagt Kari Kapsch, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Kapsch BusinessCom AG ist.

„Mit der Kapsch BusinessCom sind wir Partner für ICT-Lösungen für den Großteil der österreichischen Unternehmen“, sagt Kari Kapsch, der stolz ist, dass „wir hier eine marktführende Position einnehmen, wenn es um Kommunikations- und IT-Lösungen geht, aber vor allem auch bei Digitalisierungsthemen“.

Im Digital- und Transformationsbereich ist die BusinessCom seit eineinhalb Jahren massiv gefordert – seit Corona abrupt für eine massive Veränderung und digitale Beschleunigung bei Unternehmen in vielen Geschäfts- und Kommunikationsbereichen gesorgt hat. „Und das Unternehmen hat sich dabei auch sehr positiv entwickelt“, freut sich Kari Kapsch, „weil wir viele Unternehmen durch diese schwierigen Zeiten von Corona getragen und massiv unterstützt haben. Mit wesentlichen Dingen: dass Videokonferenzsysteme funktionieren, dass Home-Office-Lösungen funktionieren.“

Ausgeprägtes Kundenverständnis

Den Erfolg der Kapsch BusinessCom sieht der Aufsichtsratschef darin, „dass wir sehr nahe am Kunden sind – einerseits durch unsere regionale Prägung und andererseits durch unser ausgeprägtes Kundenverständnis, angepasste Lösungen zu entwickeln“. Rund 1500 Mitarbeiter hat die KBC. Zum Vergleich: Die gesamte Kapsch Group hat rund 6700 Mitarbeiter. Die KBC steht mit 408 Millionen Euro für etwa ein Drittel des Konzernumsatzes.

Die große Herausforderung fürs weitere Wachsen ist „natürlich, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den entsprechenden Qualifikationen zu bekommen“, sagt Georg Kapsch. Das sei nicht einfach, „denn gerade in unserem Bereich brauchen wir ein tiefgehendes Wissen über unsere Geschäftsmodelle und über unsere Technologien – wir nennen es Domain Know-how“, erklärt Georg Kapsch.

Im Führungsbereich der beiden großen Sparten setzt Kapsch „seit vielen Jahrzehnten auf externe Vorstandsmitglieder“. Das habe manchmal gut funktioniert, manchmal etwas schlechter. „Aber das Grundprinzip dieses Miteinanders, das gibt es schon seit Generationen, und das wird es auch in Zukunft so geben.“

Georg und Kari Kapsch bilden die vierte Generation. Aber: „Die fünfte Generation sitzt schon auf der Wartebank“, sagt Kari Kapsch. „Sie sind alle noch relativ jung und werden irgendwann in fünf bis zehn Jahren kommen“, sagt Georg Kapsch.

Wobei für ihn und seinen Bruder klar ist: „Die Familie prägt die Unternehmenskultur, die Familie hilft in einem Familienunternehmen, rasche Entscheidungen herbeizuführen, und das ist ja auch der Markterfolg eines Familienunternehmens, wenn es gut geführt ist“, betont Kari Kapsch. Und die Familie muss auch in der Führung präsent sein: „Die Grundüberlegung eines Familienunternehmens ist, dass jemand aus der Familie die Funktion des CEO übernimmt – wenn eine geeignete Person aus der Familie da ist“, sagt Georg Kapsch. „Ich glaube, das ist wichtig, um wirklich auch als Familienunternehmen dazustehen. Nur Kapitaleignerschaft heißt eigentlich nicht, dass man ein Familienunternehmen hat. Das ist meiner Meinung nach etwas zu wenig.“

  • Firmensitz: Wien
  • Gründung: 1892 (Kapsch Group)
  • Heute in der 4. Generation
  • Eigentümerfamilie: Kapsch
  • Umsatz: 409 Millionen Euro
  • Beschäftigte: 1460
  • Branche: ICT-Lösungen und Services, Partner für Digitalisierung

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2021)

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