Niederösterreich

Die Kastner-Gruppe punktet mit Persönlichkeit

(c) Bernhard Wieland
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Der Waldviertler Großhändler Kastner beliefert 9500 Kunden vom Haubenlokal bis zur Würstelbude. Der beste Familienbetrieb Niederösterreichs sieht im persönlichen Kontakt einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Die Kastner-Gruppe aus Zwettl im Waldviertel ist ein Traditionsunternehmen, erfindet sich aber seit fünf Generationen immer wieder neu. 1828 wurde Kastner geboren – in Kirchbach, unweit von Zwettl, als kleines Gemischtwarengeschäft. Ein zweites Geschäft kam in Rappottenstein dazu, bis schließlich die Kastners 1903 nach Zwettl kamen und den Grundstein für die Großhandelstätigkeit legten.

Heute ist die Kastner-Gruppe ein bundesweit vernetzter Multifachgroßhändler. „Wir haben rund 900 Beschäftigte und sieben Großhandelsstandorte, die sich vermehrt in Ostösterreich befinden“, sagt Christof Kastner, der das Familienunternehmen seit mehr als 20 Jahren leitet. „Wir haben daneben auch noch zwölf Einzelhandelsfilialen im Bereich Nah & Frisch, durch die wir die Nahversorgung in verschiedenen Orten sichern.“

Eingestiegen ist Kastner 1994. Damals hat der Großhändler umgerechnet 60 Millionen Euro Umsatz gemacht. Jetzt sind es rund 250 Millionen Euro – wobei Corona mit der langen Schließung der Gastronomie davon aktuell zehn Prozent Umsatz gekostet hat. Denn 60 Prozent des Geschäfts macht Kastner im Bereich der Gastronomie. „Wir haben 9500 Kunden – vom Haubenlokal bis zur Würstelbude.“ Das Stammgeschäft ist die Belieferung und die Servicierung selbstständiger Nah-&-Frisch-Kaufleute, derzeit sind es 160 an der Zahl.

An der Spitze

Aufstrebend ist Kastner im Bereich des Bio-Fachgroßhandels: „Wir sind mit Biogast der größte Bio-Fachgroßhändler in Österreich“, sagt Kastner stolz. Und was nur wenige wissen: Kastner ist auch der zweitgrößte Geschirrfachgroßhändler Österreichs. Insgesamt liegen in den Hochregallagern von Kastner 60.000 verschiedene Artikel, wovon je ein Viertel Geschirr und Bioprodukte ausmachen.

Im harten Wettbewerb ist „das Persönliche“ für Kastner das Um und Auf. „Da tun sich die großen Konzerne schwer. Bei uns gibt es eine Familie Kastner, es gibt einen Herrn Kastner. Mit mir kann man Dinge direkt ansprechen, direkt lösen, und das schätzen viele Kunden sehr – und deswegen entscheiden sie sich auch für uns.“

Starke Wurzeln

Als erfolgreiches Unternehmen brauche es immer starke Wurzeln. „Und auf die Region Waldviertel schauen wir auch ganz genau. Schon mein Vater hat gesagt, es ist besser, es pendeln täglich 50 Lkw hinaus, als es müssen mehrere Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region auspendeln.“ Kastner sieht in dieser gewachsenen Struktur, dem extremen Know-how, das in den Kastner-Standorten steckt, einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil.

Als Gastro-Fachhändler habe man Corona natürlich gespürt. „Aber wir haben schnell darauf reagiert“, sagt Kastner. „Denn wir haben schon vor 20 Jahren ein Krisenmanagement bei uns eingeführt.“ Der umgehend einberufene Krisenstab im März vor einem Jahr habe sich bewährt. „Wir waren so 14 Tage früher dran als alle anderen.“

Bewährte Investmentpolitik

In der Krise habe sich aber auch bewährt, „dass wir über viele Jahrzehnte hinweg sehr erfolgreich, aber auch sparsam gewirtschaftet haben“, sagt Kastner. „Viele Berater haben immer gesagt, wir müssen den Leverage-Effekt nutzen und das Fremdkapital erhöhen. Aber das haben wir nie gemacht. Wir haben immer geschaut, dass wir das, was wir investieren, auch selbst verdienen und aus dem Cashflow dementsprechend finanzieren.“ Damit sei er – in guter Kaufmannstradition – sehr erfolgreich über die vergangenen Jahrzehnte gewachsen und das Unternehmen fast 200 Jahre lang gut gefahren.

„Das ist natürlich eine sehr lange Zeit. Es gibt nur wenige Unternehmen in Österreich, die so alt wie wir sind.“ Und es sei sehr schön, eine so große Tradition zu haben und dementsprechende Wurzeln im Waldviertel. „Aber man lebt vom Heute und von der Zukunft, von den Innovationen, und das haben wir eigentlich 200 Jahre lang immer gemacht.“

  • Firmensitz: Zwettl
  • Gründung: 1828
  • Heute in der 5. Generation
  • Eigentümerfamilie: Kastner
  • Umsatz: 226 Millionen Euro
  • Beschäftigte: 900
  • Branche: Lebensmittelgroßhandel

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2021)

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