Fettfeindlich

Shitstorm um Lena Hoschek: Wer Radlerhosen tragen darf

Lena Hoschek auf dem Catwalk der Berlin Fashion Week 2019.
Lena Hoschek auf dem Catwalk der Berlin Fashion Week 2019. (c) imago images/Eventpress (Eventpress Golejewski via www.im)
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Wer darf was tragen? Eine fettfeindliche Aussage von Designerin Lena Hoschek löste auf Social Media einen Sturm der Entrüstung aus. Auch eine Entschuldigung konnte da nicht mehr helfen.

Die Do's und Dont's, schlank "schummeln" oder "passende Kleidung für jeden Figurtyp". Diese oder ähnliche Moderegeln und wohl gut gemeinte Ratschläge wurden jahrelang in Frauen- und Modezeitschriften propagiert. Dass diese längst nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen, zeigt die Kontroverse, die eine Aussage von Designerin Lena Hoschek zum Anlass hatte.

Im Interview mit orf.at antwortete die 40-Jährige auf die Frage nach den Modeverbrechen im Sommer: "Neben der Trekkingsandale: die Radlerhose. Es gibt natürlich Girls, die sind knackig genug für Radlerhosen. Dann ist das schon wieder witzig. Aber für den Rest der Welt: Nein!"

Blick auf Schönheit hinterfragen

Was folgte, war eine Entrüstung in den sozialen Medien. Die Aussage sei fett- und frauenfeindlich, lautet der Tenor. Influencerin Hanna Schumi schrieb auf Instagram etwa: ""Jeder und jede darf alles tragen. Leggings, Kleider, Shorts, Radlerhosen." Sie freue sich, dass ihre Kritik so viel Gehör gefunden habe. "Jeder und jede mag seine Meinung haben. Und Blick auf Schönheit. Aber diesen gilt es zu hinterfragen und weiters, darauf schließend, nicht anderen etwas zu verbieten."

Influencer wie „Fat Liberation"-Aktivistin Anna Stomosis posteten daraufhin Fotos von sich in Radlerhosen. Dazu schrieb sie: „Kleidung ist Kleidung und kann von jedem getragen werden, der tragen möchte, was er tragen möchte! Für Radlerhosen ist kein bestimmter Körper erforderlich. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, Haut zu haben."

Die Designerin meldete sich in der Zwischenzeit selbst öffentlich zu Wort. Sie sei über die negativen Reaktionen schockiert, würde sie doch alle Körperformen mögen und für sie schneidern. Sie habe lediglich ihre Meinung geäußert - "und das mit sehr viel Augenzwinkern". Außerdem dürfe man so eine Diskussion ja ohnehin nicht ernst nehmen, "denn es gibt so viel Wichtigeres im Leben." Und weiter: "Ich bitte euch, euch davon nicht vor den Kopf gestoßen zu fühlen. Nichts was ich sagte, war böse gemeint."

Entschuldigung überzeugt nicht

Überzeugt sind die Kritiker von dieser Entschuldigung aber nicht. Madeleine Alizadeh alias Daria Daria meint: "Das nennt man gaslighting und whataboutism." Es sei keine richtige Entschuldigung. "Es geht nicht um die Intention, sondern um das, was es bei Menschen auslöst. Das ist so wie zu sagen 'was ich gesagt habe, war rassistisch, war aber nicht rassistisch gemeint.' Auch Emojis machen die fettfeindlichen Aussagen nicht weniger diskriminierend. Die Rechtfertigung der Designerin zeuge nur von einem gekränkten Ego.

Auch Influencerin Christiana Krivan alias Christl Clear wünscht niemandem einen Shitstorm, aber es sei wichtig aufzuzeigen, dass diese Aussagen nicht mehr auf Akzeptanz treffen, auch wenn Menschen Fehler machen. „Auch die, die in der Öffentlichkeit stehen. Jaaaa auch die, die sich mit solchen Aussagen in Wahrheit selbst diskriminieren, aber so tief in der Misogynie und der damit zusammenhängenden Unsicherheit stecken, dass sie es nicht checken.“ 

>>> orf.at

(chrile )

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