Die Popsängerin Britney Spears wird vor Gericht persönlich gegen ihren Vormund, ihren Vater, Jamie, aussagen – das erste Mal seit 2008. Sie wirft ihrem Umfeld vor, sich an ihr zu bereichern.
Wien/New York City/Los Angeles. Es sind schlecht ausgeleuchtete Videos, meistens gedreht in ihrem Wohnzimmer, die @britneyspears alle paar Tage auf ihre Seite auf dem Social-Media-Kanal Instagram hochlädt. Auf den Videos zu sehen ist eine kleine Frau mit blondem, langem, kaum frisierten Haar in knappen Shorts und abgeschnittenem Oberteil, deren dick mit Kajal umrandeten Augen immer wieder suchend in die schräg über ihr hängende Kamera schauen, während sie zu Popmusik barfuß über den Fliesenboden wirbelt. Es ist Britney Spears, eine der berühmtesten Popsängerinnen der Welt, die die Tanzschritte ihrer Shows übt. Immer und immer wieder. Darunter schreiben Fans: „Britney, geht es dir gut?“
Seit 2008 lebt die heute 39-Jährige unter der Vormundschaft ihres Vaters, Jamie Spears. Dem vorangegangen war eine Teenager-Karriere im US-Fernsehen, Welterfolg aus Popmusikerin, Millionen schwere Werbeverträge, und ein mit Genuss von den Paparazzi dokumentierter Zusammenbruch nach der Geburt ihrer beiden Söhne und der Trennung von ihrem damaligen Ehemann Mitte der 2000er-Jahre. Seit dem Gerichtsentscheid 2008 kontrolliert Spears' Vater ihr auf rund 60 Millionen US-Dollar geschätztes Vermögen, während sie zwar weiterhin Musik macht und Auftritte bestritt, aber nichts mehr zu sagen hat.
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Gerade junge Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, sind enormem Druck ausgesetzt. Dass die Maßstäbe aber schief sind, zeigen die aktuellen Debatten über Britney Spears und das verstorbene deutsche Model Kasia L. Warum werden Frauen öffentlich gemobbt? Und wie übersetzt sich das auf soziale Medien?
Geht es nach Britney Spears' Wünschen, soll sich das nun ändern. Für Mittwoch war eine Gerichtsverhandlung in Los Angeles angesetzt, in der Spears das erste Mal seit 2008 persönlich aussagen sollte. Es ist nicht klar, ob ihre dort getätigten Aussagen auch öffentlich werden; US-Medien gehen allerdings davon aus, dass das Verhältnis zwischen Vater und Tochter Spears zentrales Thema sein wird. Denn Spears bemüht sich seit langem, die Kontrolle durch ihren Vater loszuwerden. Dass das so ist, vermutete ihre Fangemeinde im Internet schon seit Jahren: Spears' Follower analysierten ihre Videos und Fotos auf verschlüsselte Botschaften hin. Unter dem Slogan „Free Britney“ warben sie für eine Wiederaufrollung ihres Vormundschaftsverfahrens: Wie könne es sein, dass eine Frau zwar regelmäßig Konzerte gibt, aber ihr nicht erlaubt sei, über ihr verdientes Geld und ihr Leben zu bestimmen? Jamie Spears nannte die Anhänger seiner Tochter indes „Verschwörungstheoretiker“.