Die Nistplätze befinden sich an den höchsten Stellen, den markanten Turmaufbauten in der Mitte von Wiens größtem Gemeindebau.
Nachdem die brütenden Turmfalken im Karl-Marx-Hof seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen wurden, herrscht nun traurige Gewissheit: Die Vögel haben ihre Brut aufgegeben. Am vergangenen Wochenende hat das Weibchen die Eier noch bebrütet und bewacht, danach hat sie den Brutplatz verlassen und ist nicht mehr zurückgekehrt.
Auf einen Blick
Der Karl-Marx-Hof in Döbling zählt zu den größten Gemeindebauten Wiens. Seine Grünflächen entsprechen einem Umfang von mehr als drei Fußballfeldern. Hier besonders fühlen sich Turmfalken besonders wohl. Die Nistplätze der Turmfalken befinden sich an den höchsten Stellen, den markanten Turmaufbauten in der Mitte der Anlage. Zuletzt waren hier vier Eier zu sehen. In Wien gibt es 400 Turmfalken-Brutpaare, deshalb gilt Wien die „Hauptstadt der Turmfalken“. Auf dem Speiseplan der Turmfalken stehen Mäuse, Kleinvögel und Insekten. Die Greifvögel, die bis zu 18 Jahre alt werden, sind besonders wegen ihrer Sturz- und Rüttelflüge auffällig. Die Turmfalken-Weibchen sind größer als die Männchen und der Kopf ist braun gefiedert. Männchen haben einen grau gefiederten Kopf.
Weitere Informationen unter: www.wienerwohnen.at/turmfalken
„In der Natur kommt es leider immer wieder vor, dass die Brut aufgegeben wird und somit kein Nachwuchs aus den Eiern schlüpft“, sagt Ferdinand Schmeller, Turmfalkenexperte der Stadt Wien. Über die Gründe kann nur spekuliert werden: „Vielleicht ist dem Männchen etwas zugestoßen. Es ist ebenso möglich, dass die Vögel nach dem kalten, verregneten Mai und den hohen Temperaturen im Juni zu wenig Nahrung gefunden haben“, sagte Schmeller am Donnerstag.
Die extremen Temperaturunterschiede zwischen Mai und Juni stellen die Turmfalken in Wien vor eine große Herausforderung. Einige Brutplätze in Wien sind erst gar nicht besetzt. Ähnlich ist die Situation für andere Vogelarten, wie den Mauersegler, der ebenfalls an Gebäuden und somit an Gemeindebauten brütet. Auf schlechte Jahre folgen in der Regel wieder Bessere: „Wir müssen uns also hoffentlich nur ein Jahr gedulden, bis wir die Brut und Aufzucht der Jungen und deren erste Flugübungen miterleben dürfen“, so Schmeller.
>>> Aus dem „Presse"-Archiv: „Stadtleben schadet jungen Turmfalken"