Gewinnerin

Barbara Schmidl: Wachauer Laberln aus Damenhand

(c) Bernhard Wieland
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Besondere unternehmerische Leistung. Ein Traditionsunternehmen zu retten und neu aufzustellen: Das schaffte Bäckerin Barbara Schmidl.

Semmeln, Brot und Gebäck seit mehr als 240 Jahren: Seit 1780 befindet sich die Bäckerei Schmidl im Familienbesitz, in der Backstube in Dürnstein wird bis heute täglich nach alter Tradition und neuen Rezepten gebacken.

Geleitet wird das Unternehmen heute von Barbara Schmidl. „Die Bäckerei Schmidl ist ein Familienbetrieb seit 1780 – das hat mich geprägt“, sagt die Geschäftsführerin. „Einerseits, weil ich schon als Kind gern in der Backstube mitgeholfen habe und gelernte Bäckerin und Konditorin bin, andererseits, weil ich von klein auf Unternehmertum miterlebt habe. Unternehmerin wollte ich trotzdem lang nicht werden. Nach der Matura bin ich zum Studium der Volkswirtschaftslehre nach Wien gegangen und habe eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen.“

Danach blieb sie dem Familienbetrieb auch noch eine Weile fern – aber dann rief die Pflicht. Als ihr Vater krank wurde, übernahm zunächst Schmidls Ex-Mann die Bäckerei. Das war von keinem Erfolg gekrönt, nach mehr als zwei Jahrhunderten drohte dem Unternehmen das Aus. „Erst als die Bäckerei 2014 dann bereits kurz vor dem Zusperren war, bin ich eingesprungen“, so Schmidl: Gleichsam über Nacht ist sie damit dann doch Unternehmerin und Bäckerin geworden. Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut hat: „Wenn ich noch einmal vor der Wahl stünde – ich wäre wieder Bäckerin. Die Bäckerei Schmidl ist ein Teil von mir, hier fühle ich mich zu Hause.“

Innovationen nützen

Einen Traditionsbetrieb vor dem Aus zu retten ist tatsächlich eine besondere unternehmerische Leistung. Doch Schmidl bleibt nicht stehen und investiert weiter – in die Verbreiterung des Sortiments und die Einführung neuer Produkte. Auf drei Innovationen ist die Wachauerin besonders stolz: Auf das Original Wachauer Laberl mit dem eingebackenen „S“ auf der Unterseite, das 2016 entwickelt und patentiert wurde, auf Österreichs erstes „demokratisches Brot“ – entstanden aus einer Kundenbefragung 2018 – sowie auf das erst im Vorjahr eingeführte 100-prozentig hefefreie Brot.

Inzwischen steht das Traditionsunternehmen wieder auf soliden Beinen; die 250-Jahre-Feier im Jahr 2030 kann kommen. Doch aller Anfang ist schwer – und auch für die Unternehmerin aus Niederösterreich hat es lang gedauert, bis sie in ihrer professionellen Umgebung als Geschäftsfrau und „Macherin“ wahrgenommen und anerkannt wurde. „Mein Vorteil war sicher, dass ich die Bäckerbranche kannte und genau wusste, was ich will“, erzählt sie rückblickend. „Trotzdem haben viele Menschen daran gezweifelt, ob ich tatsächlich die Bäckerei retten und sanieren kann. Eine Frau, geschieden und mit zwei kleinen Kindern – das konnten sich manche einfach nicht vorstellen. Ich habe allen und auch mir selbst bewiesen, dass es geht.“

Harte Arbeit bringt Erfolge

Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt: Die Bäckerei Schmidl steht heute wirtschaftlich gesund da, auch nach dem herausfordernden Jahr 2020. „Ich habe in dieser Zeit viel gelernt, auch über mich selbst, und an mir selbst gearbeitet“, so die Geschäftsführerin über die vergangenen Monate. „Ich weiß heute, dass sich Mut auszahlt und es bei Entscheidungen egal ist, was andere sagen, solang die richtigen Menschen daran glauben.“

Mut und Überzeugung

Auch für angehende Unternehmerinnen hat Schmidl einen Ratschlag parat: mutig sein und auch unter widrigen Umständen immer an sich glauben. „Mein Vater hat immer gesagt: Wenn du etwas möchtest und hart dafür arbeitest, dann kannst du es schaffen“, sagt sie. „Das war für mich ein Leitsatz, der mich gerade in der Anfangszeit sehr gestärkt hat.“

schmidl-wachau.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2021)


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