Die Regierung in Kabul richtet Hilferufe an Washington und an die Warlords zur Abwehr der Taliban-Offensive, die immer mehr an Boden gewinnt.
Seit den Tagen Hamid Karsais, der sich inzwischen zum dezidierten Kritiker der US-Politik am Hindukusch gewandelt hat, sind afghanische Spitzenpolitiker im Weißen Haus ein- und ausgegangen und haben dabei zunehmend für Groll gesorgt. Am Freitag rücken zwei langjährige Rivalen im Duo bei Joe Biden an, um dem US-Präsidenten den Ernst der Lage klarzumachen. Biden ist allerdings durch die Pentagon-Analysen im Bilde, wie schlecht es um deren Autorität im Land steht.
Präsident Ashraf Ghani und Abdullah Abdullah, der de-facto-Premier, wollen in Washington angesichts der groß angelegten Taliban-Offensive Alarm schlagen. Beim gleichzeitigen Abzug der Alliierten haben sie dem Vormarsch der Fundamentalisten nur wenig entgegenzusetzen.
Nach dem bald 20-jährigen Krieg und vor dem fixierten Rückzug der Nato-Verbündeten unter Führung der USA am 11. September dieses Jahres zerschlagen sich in Kabul wie in Washington die Hoffnungen auf einen gesichtswahrenden Ausgang der Mission. Illusionen hat sich der Westen ohnehin nicht gemacht.