Akquisition

Knalleffekt auf Hauptversammlung der S Immo

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Aktionäre stimmten für den Erhalt des Höchststimmrechts bei der S Immo. Der Wegfall der Schwelle war aber Bedingung für das Offert der Immofinanz. Ist das nun vom Tisch? Außerdem wurde bekannt, dass es anscheinend eine vorherige Absprache dazu gab.

Die Abstimmung war mit Spannung erwartet worden. Auf der Hauptversammlung (HV) des Wiener Immobilienkonzern S Immo stimmten die S-Immo-Aktionäre für den Erhalt des Höchststimmrechts (§13 in der Satzung). Dieses besagt, dass kein Aktionär mehr als 15 Prozent der Stimmen halten darf, und bietet somit den kleineren Aktionären einen gewissen Schutz ihrer Interessen.

47,6 Prozent der Stimmen waren gegen die Änderung der Satzung (39,3 Prozent der Kapitalanteile), 52,5 Prozent der Stimmen (60,7 Prozent der Kapitalanteile) dafür. Für die Annahme des Antrags wären allerdings die Zustimmung von Dreiviertel der Kapitalanteile und die Hälfte der Stimmen notwendig gewesen.

Kontrollverlust der Investoren

Der Wegfall der Schwelle war Bedingung für das freiwillige Übernahmeangebot der Immofinanz, deren CEO und Großaktionär Ronny Pecik ist. IVA-Anlegerschützer Florian Beckermann wertet die Abstimmung als „starkes Votum gegen die Übernahme“ und für eine „Stand-alone-Strategie der S Immo“. Ob damit die Übernahme vom Tisch ist, ist vorerst nicht geklärt. Es besteht die Möglichkeit, das Angebot abzuändern oder aufrecht zu lassen. Am Donnerstagabend war noch nichts entschieden. „Immofinanz wird eine Entscheidung zum Übernahmeangebot zeitnah kommunizieren“, heißt es in einer Aussendung der Immofinanz. 

Überraschend war, dass auch viele der institutionellen Investoren dagegen votierten. Zuvor war allgemein erwartet worden, dass sie für ein Ende der 2006 eingeführten, völlig marktunüblichen Schwelle stimmen. Denn für Investoren, die mehr als 15 Prozent der Aktien halten, bedeutet das einen Kontrollverlust.

Trefffen im Marriott Hotel

Warum kam es also zu diesem unerwarteten Ergebnis? Es war wohl nicht eine Abstimmung für ein unübliches Höchststimmrecht, sondern eine gegen Immofinanz-Chef Ronny Pecik, mutmaßen Beobachter. Peciks Nebengeschäfte und die intransparente Kommunikation dürften manchen S-Immo-Aktionär verunsichert haben. „Man vertraut Pecik nicht“, sagte ein S-Immo-Investor zur „Presse“.

Er gilt zwar für viele als Architekt des Deals, hat offiziell aber nichts mit der Übernahme zu tun. Das bestätigen seine Vorstandskollegen und die Aufsichtsratsvorsitzende in eidesstattlichen Erklärungen, die der „Presse“ vorliegen. Diese wurden am Handelsgericht eingereicht, nachdem Vorwürfe wegen Insiderhandel aufgekommen waren. Dazu stellten einige Aktionäre auf der Hauptversammlung Fragen. Hierbei berichtete die Aufsichtsratsvorsitzende der S Immo, Karin Rest, dass es am 11. Februar ein Treffen im Marriott-Hotel gab, bei dem über eine mögliche Fusion gesprochen wurde. Anwesend waren Pecik, Immofinanz-Aufsichtsratschefin Bettina Breiteneder, der damalige S-Immo-Vorstand, Ernst Vejdovszky, und Rest. Fusion und Übernahme sind zwar nicht dasselbe, aber: Etwa ein Monat später lag das Übernahmeangebot auf dem Tisch.

Dieses kritisierte der neue S-Immo-Chef, Bruno Ettenauer. Der Angebotspreis sei zu niedrig. Der innere Wert des Konzerns (NAV) liege bei 26,26 Euro und damit über dem Angebotspreis von 22,25 Euro, sagte der ehemalige Chef der CA Immo. Zudem will er die Anteile an der Immofinanz und CA Immo verkaufen, wenn die Übernahme platzt, um eigene Investitionen im Kerngeschäft vorzunehmen. Die Immofinanz hat für die Akquisition mehr als eine Milliarde Euro auf der hohen Kante und sicherte sich zusätzlich eine Finanzierung in Höhe von 500 Millionen Euro. Was sie mit dem Geld macht, wenn sie nicht an der Übernahme festhält, ist noch offen. Damit scheitert abermals ein Übernahmeversuch auf dem Immobilienmarkt – vorerst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2021)

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