NIG-Empfehlung

Delta-Variante könnte Verkürzung von Impf-Intervallen erforderlich machen

Soll bei der zweiten Impfung derselbe Impfstoff verwendet werden wie bei der ersten? Sollen sich bereits Genesene impfen lassen? Das Nationale Impfgremium geht in seinen Anwendungsempfehlungen auf Fragen wie diese ein.
Soll bei der zweiten Impfung derselbe Impfstoff verwendet werden wie bei der ersten? Sollen sich bereits Genesene impfen lassen? Das Nationale Impfgremium geht in seinen Anwendungsempfehlungen auf Fragen wie diese ein.(c) REUTERS (ALESSIA COCCA)
  • Drucken

Das Nationale Impfgremium rät zu kürzeren Impf-Intervallen: Die Zeit zwischen den Impfungen mit Biontech/Pfizer sollte demnach auf drei, bei Moderna auf vier und bei AstraZeneca auf vier bis acht Wochen reduziert werden.

Das Nationale Impfgremiums (NIG) hat am Donnerstag seine Anwendungsempfehlung für die Corona-Schutzimpfung aktualisiert und rät nun aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante zu kürzeren Impf-Intervallen. Außerdem empfiehlt das NIG weiterhin denselben Impfstoff für den Zweitstich. Ein heterologes Impfschema, also das Mischen der Vakzine, wird jedoch bei medizinischer Kontraindikation oder dem Eintreten einer Schwangerschaft empfohlen, heißt es in der Anwendungsempfehlung.

Für den Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer wird nunmehr ein Intervall von 21 Tagen zwischen Erst- und Zweitstich empfohlen, für das mRNA-Vakzine von Moderna ein Abstand von 28 Tagen und für den Impfstof Vaxzevria der Firma AstraZeneca soll das Intervall wegen der derzeitigen epidemiologischen Situation in Zusammenhang mit der Delta-Variante auf vier bis acht Wochen reduziert werden, schreibt das NIG nunmehr. Bisher war hier ein Abstand von zwölf Wochen vorgesehen. Zuletzt war bekanntgeworden, dass nun wieder mehr Impfstoff von AstraZeneca nach Österreich kommt, kommende Woche werden mehr als eine halbe Million Dosen erwartet. Deshalb wird dieses Vakzin auch weiterhin erstgeimpft. Bei einem nunmehrigen Impfabstand von einem bis zwei Monate ist die vollständige Immunisierung auch schneller erreicht.

Selber Impfstoff bei Zweitstich?

Weiterhin wird prinzipiell empfohlen, die Impfserie mit dem Impfstoff zu beenden, mit dem sie begonnen wurde. Die Verwendung unterschiedlicher Impfstoffe bei Dosis eins und zwei ist eine off-Label-Anwendung und wird derzeit nicht empfohlen, schreibt das NIG. Studiendaten würden auch auf eine erhöhte Rate an Impfreaktionen bei Mischimpfung hinweisen. "Die Evidenz bzgl. Wirksamkeit, dass ein heterologes Impfschema gegenüber einem homologen Impfschema überlegen wäre, ist derzeit limitiert", schreiben die Experten.

Bei Nebenwirkungen, welche eine medizinische Kontraindikation für eine zweite Impfung mit dem gleichen Impfstoff darstellen oder bei Eintreten einer Schwangerschaft nach der ersten Dosis mit dem zweiteiligen Vektorimpfstoff AstraZeneca soll ein heterologes Impfschema in Erwägung gezogen werden. Zu den Kontraindikationen zählen etwa schwere Nebenwirkung nach der Erstimpfung, beispielsweise Thrombosen oder allergische Reaktionen gegen Inhaltsstoffe. Ärzte sollen dies explizit dokumentieren.

Neun Monate Schutz

Das NIG geht davon aus, dass nach einer vollständigen Impfung - beim Vakzin Johnson & Johnson ist nur eine Immunisierung erforderlich - eine Schutzdauer von mindestens neun Monaten besteht. "Wann und für welche Personengruppen letztendlich weitere Dosen (3. Dosis) notwendig sein werden (Vorgehen nach Impfung bei Hochrisikopersonen, Non-/Low-Responder, siehe dort), ist derzeit noch nicht bekannt", heißt es in der Anwendungsempfehlung. Immunsupprimierten Personen, beispielsweise Organtransplantierte, wird eine Antikörperkontrolle frühestens vier Wochen nach der zweiten Impfung empfohlen, um festzustellen, ob sie die Impfung eine Immunantwort ausgelöst hat.

Und genesene Personen?

Für Sars-CoV-2-genesene Personen ist eine Impfung möglich, schreibt das NIG. Wenn die Infektion mit PCR-Test nachgewiesen wurde, ist eine Impfung zwar für sechs bis acht Monate nicht notwendig, kann aber 21 Tage nach dem positiven PCR-Test verabreicht werden, so die Experten. Für Genesene ist eine einmalige Impfung ausreichend, auch wenn die Infektion länger als acht Monate zurückliegt. Dies entspricht immunologisch gesehen einer Boosterung, heißt es im Dokument.

Für Menschen, die eine Coronavirus-Infektion überstanden haben, gibt es noch keine länderübergreifende einheitliche Regelung, wie sie geimpft werden sollen. Auch das NIG schreibt in seiner Anwendungsempfehlung, dass unabhängig von der medizinischen/immunologischen Einschätzung im internationalen Reiseverkehr formal zwei Dosen notwendig sein können. Es wird darauf verwiesen, dass bei einer zweimaligen Impfung eine erhöhte Rate an Impfreaktionen bei Genesenen möglich ist.

Weiterhin regelmäßig Testen - zumindest im vulnerablen Bereich

Das NIG empfahl außerdem, dass in vulnerablen Bereichen wie Alters- und Pflegeheimen oder Krankenanstalten auch vollständig geimpfte Personen aus medizinischer Sicht derzeit einmal pro Woche getestet werden sollen, im Idealfall mittels PCR-Analyse. Dies gilt für alle Personen, welche sich in der jeweiligen Einrichtung aufhalten, also Bewohnerinnen und Bewohner, Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Routinemäßige Testungen im Alltag, etwa in Handel oder Schulen, sind laut Experten vollständig geimpften sowie gesunden - also asymptomatischen - Personen nicht notwendig, lautet der Expertenrat.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

++ THEMENBILD ++ CORONA / CORONAVIRUS / GURGELTEST / ALLES GURGELT
Indische Mutation

Delta-Variante: Nur Wien testet großflächig mit PCR-Tests

Coronavirus-Varianten können nur mittels PCR-Tests entdeckt werden. Doch 90 Prozent aller PCR-Tests in Österreich werden in Wien durchgeführt.
Corona - Pandemie: Wien oeffnet Gastronomie Coronakrise: Wien oeffnet Lokale Wien, Mariahilf, 20.05.2021 Gastgarten, Gast
Indische Mutation

Sorge über Delta-Variante, doch Impfung dürfte wirken

Corona-Kommission sieht Delta-Variante als "ernstes Risiko“, schon im Sommer sei ein erneuter Fallanstieg möglich, warnt die österreichische Ampel-Kommission. Neue Impfstudien geben jedoch Grund zur Hoffnung.
Coronavirus disease vaccination campaign for people from 12 to 17 years old in Santiago, Chile
Delta-Variante

Erstgeimpfte wollen von AstraZeneca zu Pfizer wechseln

Um besser gegen die Delta-Variante geschützt zu sein, fordern Teilimmunisierte das Nationale Impfgremium dazu auf, seine aktuelle Empfehlung zu überdenken. Bisher ohne Erfolg. Stattdessen sollen die Intervalle zwischen den Verabreichungen verkürzt werden.
Coronavirus

Ausbreitung der Delta-Variante in Österreich bei 25 Prozent

In wenigen Wochen könnte die Delta-Variante zu 90 Prozent das Fallgeschehen dominieren, sagt der Virologe Andreas Bergthaler. 30 Prozent der Bevölkerung sind voll immunisiert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.