Morgenglosse

Wenn Grüne zehn Jahre lang schlafen

APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Die Diskussion über die geplante Neugestaltung des Naschmarkts samt offener Markthalle zeigt die Versäumnisse der vergangen zehn Jahre auf.

Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) will das Naschmarkt-Areal umgestalten. Geplant ist eine Grün-Offensive, mehr Schatten, mehr Sitzgelegenheiten zum Ausruhen – und für die Standler soll am mäßig attraktiven Naschmarkt-Parkplatz eine große offene Markthalle kommen – nach dem Vorbild der Markthallen, wie es sie beispielsweise in Spanien gibt. Doch Sima hat nicht mit den Grünen gerechnet.

Mitten im grünen Kerngebiet eine Begrünungsoffensive auszurufen, die Grünen also auf eigenem Gebiet mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: Diese „Provokation“ lässt sich der ehemalige Koalitionspartner nicht gefallen. Die Grünen mobilisieren massiv gegen die Markthalle und präsentierten ihre Pläne für die Begrünung des Naschmarkts, die laut Stadt Wien technisch nicht umsetzbar sind. In der Zwischenzeit haben sich auch Initiativen gegründet, die ebenfalls gegen die Markthalle mobil machen.

Ob eine offene Markthalle auf dem Naschmarkt-Areal sinnvoll ist, dafür gibt es gute Argumente, aber auch gute Argumente dagegen. Das kann nicht überdecken, dass die Grünen zehn Jahre lang geschlafen haben. Die Stadtplanung war in der rot-grünen Stadtregierung immer in der Hand der Grünen. Zwei grüne Planungsstadträtinnen hätten jederzeit die Gelegenheit gehabt, das Naschmarkt-Areal zu attraktivieren und klimafit zu machen. Passiert ist nichts. Und nun, da nach zehn Jahren eine Neugestaltung geplant ist, stellen sich die Grünen an die Spitze des Protestes. Man könnte das als Chuzpe bezeichnen. Oder es positiv formulieren: Die Wiener Grünen haben die Oppositionsarbeit wieder gelernt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.