Neuer Anstrich

Ausmalen: Achtung, frisch gestrichen!

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Bunt statt weiß, knallig statt zart – mit Farben können Räume rasch ihr Gesicht wechseln. Doch nicht nur die Schattierung sollte bei der Farbwahl bedacht werden: Das Wichtigste ist, dass Farbe und Untergrund zusammenpassen.

Die eigenen vier Wände haben bei vielen in den vergangenen Monaten an Bedeutung gewonnen – und das hat bei so manchem den Wunsch nach Veränderung geweckt. Eine Möglichkeit dafür ist, Wänden und Decke einen neuen Anstrich zu verleihen. Weiß hat dabei zwar noch immer die Nase vorn, doch immer öfter wollen Menschen mit einem entsprechenden Anstrich mehr Farbe in ihre Räume und somit ihr Leben bringen. „Es gibt einen gewissen Trend in Richtung Farbe, besonders bei Teenagern“, heißt es dazu beim Farbenfachhändler Schöne Farben in Wien Landstraße. Auch der Wiener Interiordesignerin Stefanie Szöke von Live your home zufolge wird zunehmend Mut zu farbigen Wänden gezeigt. Gefragt seien warme, natürliche, erdige Nuancen und Pastelltöne – wie Taupe, Beige, Hellgrau oder auch Türkis sowie Grün.

Gedanken sollte man sich jedoch nicht nur über die Farbwahl machen. „Es ist enorm wichtig zu wissen, worauf man die neue Farbe aufträgt“, weiß Franz Hawle von Auro Naturfarben in Wien Währing. Denn nicht jeder Untergrund könne jedes Material tragen. „Ist die alte Farbe eine Latexfarbe, kann man nicht einfach mit Dispersionsfarbe darüber streichen. Diese würde darauf nicht haften und bald abperlen oder abblättern“, heißt es bei Schöne Farben. Um das zu erkennen, gebe es einen einfachen Test.

Spachteltest

„Man macht ein Stück der Wand, die man streichen will, nass und versucht, es mit der Spachtel abzuscheren. Gelingt das, sollte man den alten Anstrich entfernen, da er die Spannungen eines Neuanstrichs nicht aushalten würde“, erklärt der Malermeister. Sei dieser Arbeitsschritt erledigt, müsse eine Grundierung aufgetragen werden. Dieser Grundanstrich habe verschiedene Aufgaben: Er müsse nicht nur alles, was aufgetragen werde, binden, sondern gleiche auch unterschiedliches Saugverhalten aus. „Wurde zum Beispiel ein Loch in eine Wand gestemmt und dieses danach verspachtelt oder nachträglich eine Tür zugemauert, dann hat diese Stelle ein anderes Saugverhalten als der Rest der Wand“, sagt Hawle, der darauf hinweist, dass die Grundierung keinesfalls den ersten Anstrich ersetze.

Für die Grundierung hat er noch einen Tipp parat: Es sei wesentlich effektiver, diese zu streichen als zu rollen. „Rollen deckt schlechter, beim Streichen arbeitet man tiefer in den Untergrund.“ Den Schlussanstrich, der „nur schön sein“ müsse, könne man jedoch mit einer Rolle auftragen. Für diesen stehen Malwütigen verschiedene Optionen offen: „Die meisten Kunden verwenden für Wohn- und Schlafräume, aber auch Bäder Dispersionsfarben“, heißt es bei Schöne Farben. Hauptbestandteile derselben sind Bindemittel, farbgebende Mittel, Verdünnungsmittel und Füllstoffe sowie – wenn auch zunehmend seltener – Lösungsmittel. In Küchen kämen hingegen Latexfarben, die abgewischt werden können, zum Einsatz. Wichtig sei es jedenfalls, Lösungsmittel und andere gefährliche Stoffe in den Farben zu vermeiden, empfiehlt Harald Brugger, Ökotoxikologe bei Die Umweltberatung.

Naturklima

Er rät zu Lehm-, Kreide-, Leim-, Kalk- und Silikatfarben, die nicht nur schadstoffarm, sondern darüber hinaus feuchteregulierend sind. „Sie sorgen für ein gutes Klima und sind zusätzlich ein guter Schutz gegen Schimmel“, sagt Brugger. Die Naturfarben, die aus rein natürlichen Inhaltsstoffen bestehen, haben noch weitere Vorteile: „Sie sind antistatisch und sie riechen nicht.“ Er bringt in diesem Zusammenhang noch einmal das Thema Grundierung auf: „Kalk- und Lehmfarben sind alkalisch und brauchen daher auf alle Fälle den passenden Untergrund.“ Eines gibt er angesichts des Trends zu bunten Wänden allerdings zu bedenken: „Gewisse Farbtöne wie Feuerwehrrot oder bestimmte Gelbtöne gibt es bei Naturfarben nicht.“ Denn die bei diesen verwendeten Farbpigmente seien mineralischen oder pflanzlichen Ursprungs. Doch nicht nur die Farbwahl stellt so manchen Hobbymaler vor Herausforderungen, gleiches gilt für die Entsorgung nach getaner Arbeit. „Alle Farbreste gehören zur Problemstoffsammelstelle“, sagt Brugger. Das gelte im übrigen auch für ökologische Farben. Sorgfalt sollte man dem Ökotoxikologen zufolge auch beim Reinigen der Geräte walten lassen: „Pinselreiniger sollten ebenfalls zur Problemstoffsammelstelle gebracht werden.“

Was Sie beachten sollten beim . . . Streichen von Innenräumen

Tipp 1

Raumwirkung. Farben erzeugen in Räumen nicht nur eine bestimmte Stimmung, sondern können auch die Wahrnehmung der Raumgröße verändern. Kühle und helle Farben lassen Räume größer erscheinen, während warme und kräftige Farbtöne diese optisch verkleinern. Sollen niedrige Räume höher wirken, die Decke mit einer hellen Farbe streichen.

Tipp 2

Farbstimmung. Die Wahl der Farbe sollte gut überlegt und abgestimmt sein. Kleine Flächen eigenen sich für knalligere Farben, große Flächen sollte man ruhiger halten. Die aktuellen Trends: warme, natürliche, erdige Nuancen und Pastelltöne – wie Taupe, Beige, Hellgrau oder auch Türkis sowie Grün. Letztere ist für die Augen die angenehmste Farbe, bei der sie sich am besten erholen.

Tipp 3

Material. Untergrund und Farbe müssen zusammenpassen – sonst hält die Farbe nicht. Bei Dispersionsfarben ist die Farbpalette groß, dafür behindert man damit die Feuchtigkeitsregulation der Wand. Naturfarben wie Lehm-, Kalk-, Leim- oder Silikatfarben sorgen für ein angenehmes Wohnklima und verhindern Schimmel, können aber nicht jeden Farbton-Wunsch erfüllen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2021)

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