Die Kriege der 1990er-Jahre belasten zwar nach wie vor die Beziehungen der sieben Nachfolgestaaten. Doch die ehemaligen Brudervölker sind einander nicht nur wirtschaftlich verbunden, sondern auch kulturell.
Split. Mit Tränen in den Augen rang der erfahrene Diplomat angesichts der unerwarteten Solidaritätskundgebung vor seinem Amtssitz im serbischen Belgrad um Fassung. Er wolle sich für die angebotene Unterstützung „von Herzen“ bedanken, versicherte Kroatiens Botschafter Hidajet Biscević Ende Dezember den Serben, die ihm nicht nur in Hunderten von Mails, sondern auch persönlich Hilfe für die Erdbebenopfer in seinem Heimatland angeboten hatten: „Es ist schwer mit Worten zu beschreiben, wie viel das bedeutet.“
Vielleicht habe er auch noch einige Vorurteile, erklärte der Botschafter später in einem Interview seine sehr emotionale Reaktion auf die spontanen Hilfsangebote: „Ich hatte so etwas in Belgrad überhaupt nicht erwartet.“
Aussöhnung ist ausgeblieben
Gegenseitige Aufrechnungen und Dauerzwist: Drei Jahrzehnte nach dem Zerfall Jugoslawiens belasten die Kriege der 1990er-Jahre noch stets die politischen Beziehungen der sieben Nachfolgestaaten. Die Aussöhnung ist ausgeblieben: An der Anerkennung der Opfer anderer Völker lassen es die einstigen Kriegsgegner genauso mangeln wie an aufrichtigen Schuldbekenntnissen für im Namen der eigenen Nation begangene Kriegsverbrechen.