Der Fund Hunderter neuer unmarkierter Kindergräber auf dem Gelände eines früheren katholischen Internats für Ureinwohner steigert das Entsetzen angesichts eines Schandkapitels der Geschichte.
Canada Day“, der Nationalfeiertag am 1. Juli, sollte ein Fest sein, bei dem Kanadas Gründung 1867 gefeiert wird. Heuer wird er gedämpft ausfallen. Die Entdeckung Hunderter unmarkierter Gräber indigener Kinder rund um aufgelassene Internatsschulen lastet auf dem Land. Die „Residential Schools“ markieren ein schändliches Kapitel der Landesgeschichte. Und selten trat die Wahrheit so brutal zutage wie derzeit. In diesen Schulen, die der Assimilierung in die „weiße“ Gesellschaft dienten, litten zahllose Kinder. Tausende starben.
In einer Wiese stecken viele rote und blaue Fähnchen. Sie markieren Grabstellen, auf Land der Cowessess First Nation, die zu den Völkern der Cree und Saulteaux zählt. Ihre Reservation liegt etwa 150 Kilometer östlich der Hauptstadt der mittelkanadischen Provinz Saskatchewan. Am Mittwoch hatte die Führung der Cowessess First Nation unter Chief Cadmus Delorme bekannt gegeben, dass man mindestens 600, ja wohl mehr als 750 solcher unmarkierten Gräber auf dem Gelände, das früher zur Marieval Indian Residential School gehört hat, gefunden habe. Erst vor vier Wochen hatte die Tk'emlúps te Secwépemc First Nation in Kamloops (British Columbia) den Fund von Resten von vermutlich 215 Kindern verkündet.