Lokalkritik

Unter 20 Euro: 575 Sagmeister

575 Sagmeister
575 Sagmeister Die Presse/Clemens Fabry
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Wie man ein altes Gasthaus mit neuer Frische wiederbelebt und dabei die richtige Mischung aus Tradition und Neuem findet? Das 575 Sagmeister als Lehrbeispiel.

Alte Gasthäuser kann man einfach weiter alte Gasthäuser sein lassen. Alte Gasthäuser kann man zu etwas komplett Neuem machen, was mit Gasthaus nicht mehr viel zu tun hat. Alte Gasthäuser kann man aber auch mit Frische wiederbeleben, ohne dass dabei das alte Feeling komplett verschwindet. Das 575 Sagmeister gehört zur dritten Gruppe. Gregor Deim, Inhaber eines Designstudios, hat hier gemeinsam mit zwei Freunden den Traum vom eigenen Lokal verwirklicht. Das Gasthaus, das zwei Jahre leer stand, wurde wiederbelebt – ein bisschen verspielt, ein bisschen zeitgemäßer, doch alte Holzbänke oder die alte Schank inklusive Kühlung schließen immer noch an die Vergangenheit an. Eine sympathische Mischung aus Alt und Neu.

Und weil Gasthaus Sagmeister, so wie es früher hieß, einfach nur wie ein altes Gasthaus klingen würde, hat man den Namen erweitert. 575 Kilometer ist die maximale Breite Österreichs in west-östlicher Richtung. Und mit dieser Zahl will man ausdrücken, aus welchem Einzugsgebiet man Lebensmittel und Getränke bezieht. Das Bier kommt aus dem Waldviertel (Tiger Bräu aus Groß Gerungs, zum Beispiel), die Weine von österreichischen Winzern, die Säfte aus der Mohr-Sederl Fruchtwelt in Zweiersdorf.

Beim Essen schafft man einen entstaubten Zugang zur österreichischen Küche. Der Rindszungen-Salat mit Kernöl (zehn Euro) ist enorm frisch und macht gute Laune, das Rohmilchgupferl (von der Weidekuh Bertha, wenn man der Speisekarte hier trauen darf; 8,60 Euro) mit gerösteten Haselnüssen ist ausgezeichnet. Gerade im Sommer sind die Bandnudeln mit Räucherforelle in einer Creme aus Lauch und Schlagobers (11,90 Euro) extrem passend. Und das Schoko-Bier-Rindsgulasch mit Semmelknödeln (13,90 Euro) ist eben nicht einfach nur ein klassisches Gulasch, sondern halt ein kleines Stück weitergedacht. Kann was. Dazu hat man noch einen netten Schanigarten mit Blick auf den Paulusplatz. Ja, das Lokal sollte man sich anschauen . . .


575 Sagmeister:cSchimmelgasse. 11, 1030 Wien, Mi–So 10–24 Uhr, Mo, Di geschlossen, ✆ 0664 883 15 02, www.575sagmeister.at

www.diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2021)

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