Ethnische Säuberungen machten die Kriege im zerfallenden Jugoslawien zur humanitären Katastrophe.
Damit hatte die Weltöffentlichkeit Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht gerechnet. Der Bruderkrieg zwischen den einzelnen Teilrepubliken Jugoslawiens erschütterte, die Brutalität des Tötens, das Ausmaß der Zerstörungen, die Flüchtlingswellen. Man wusste um die ethnisch-kulturelle Fragmentierung in dem Land. Die Explosivkraft des Nationalismus schien aber durch die lange Zeit der kommunistischen Herrschaft Titos gebändigt. Doch der Hass schlummerte nur, wie eingefroren.
Zu groß waren die unterschiedlichen Mentalitäten, zivilisatorischen Standards und kulturellen Prägungen, auch durch die Religion, den Gegensatz von westlich-katholischer, östlich-orthodoxer und islamischer Zivilisation. Ihre Grenzen verliefen quer durch das jugoslawische Staatsgebiet. Eine alte Konfliktlinie, die nicht überwunden war. Nach dem Tod Titos 1980 sollte die nicht gelungene Nationsbildung durch die Vormacht Serbien erzwungen werden. Doch so die zentrifugalen Kräfte zu bändigen, war nur durch ein Blutvergießen möglich.